Ise-Shima/Stockholm – Das renommierte Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) hat sich enttäuscht von US-Präsident Barack Obamas atomarer Abrüstungsbilanz gezeigt. Nuklearexperte Shannon Kile kritisierte in einem Interview, dass Obama mit seiner Vision einer Welt ohne Atomwaffen bis heute kaum etwas bewirkt habe.

"Daraus ist wirklich gar nichts geworden", sagte er. "Was wir stattdessen gesehen haben, ist im Grunde ein Triumph des nuklearen Status quo in den Vereinigten Staaten."

"Vorsichtig ausgedrückt: enttäuscht"

Obama besucht am Freitag als erster amtierender US-Präsident Hiroshima. Die japanische Großstadt war 1945 weitgehend von einer US-Atombombe zerstört worden. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Obama vor sieben Jahren in einer Rede in Prag seine Vision einer atomwaffenfreien Welt verkündet und war unter anderem dafür später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

"Die meisten Analysten sind – um es vorsichtig auszudrücken – enttäuscht von dem fehlenden Fortschritt", sagte Kile. Das gelte auch für Forscher, die Obama nahestehen.

Weniger Sprengköpfe, aber moderner.

Die Zahl der nuklearen Sprengköpfe ist zwischen dem Beginn von Obamas Amtszeit 2009 und 2015 weltweit zwar von 23.300 auf 15.850 gesunken – zu Zeiten des Kalten Krieges waren es noch rund 70.000.

Gleichzeitig investieren die USA aber massiv in die Modernisierung von Atomwaffen. Washington argumentiert, die Modernisierung diene nicht der Aufrüstung, sondern der Sicherheit. Tue man nichts, könnten vor allem alte Sprengköpfe zur Gefahr werden.

In den nächsten zehn Jahren werde die US-Regierung 348 Milliarden US-Dollar (etwa 311 Milliarden Euro) in seine nukleare Schlagkraft stecken, sagte Kile. "Das ist für uns ein großer Schritt zurück." (red, APA, 27.5.2016)