Eine Meerkatze nagt an den Resten einer erbeuteten Fledermaus herum.

Foto: Felix Angwella / Gombe Hybrid Monkey Project

Wenn die Fledermäuse tagsüber in den Bäumen ruhen, können sie von den Affen mit Leichtigkeit "gepflückt" werden.

Foto: Felix Angwella / Gombe Hybrid Monkey Project

Boca Raton – Der Schwerpunkt der äffischen Ernährung liegt zwar auf pflanzlicher Kost, doch viele Primatenarten sind omnivor und greifen gerne zu Fleisch, wenn sich die Gelegenheit bietet. Manche – etwa Schimpansen oder Paviane – gehen auch auf die Jagd.

Auch von den in weiten Teilen Afrikas beheimateten Meerkatzen weiß man, dass sie ihr hauptsächlich aus Früchten bestehendes Menü gerne mit kleinen Wirbeltieren wie Echsen, Mäusen oder Vogelküken auffetten. Nun können US-Forscher mit Foto- und Videomaterial belegen, dass Meerkatzen auch regelmäßig Fledermäuse erbeuten.

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Gelegenheit dazu haben sie jede Menge: Die baumbewohnenden Meerkatzen teilen sich den Lebensraum mit Fledermäusen – und wenn diese tagsüber ruhen, fallen sie den Affen besonders leicht zum Opfer.

Berichte über fledermausfressende Affen gibt es schon länger, nun konnten Biologen um Elizabeth Tapanes und Kate Detwiler von der Florida Atlantic University dieses Verhalten erstmals auch dokumentieren. Sie beobachteten, wie Meerkatzen im Gombe-Nationalpark von Tansania zwei verschiedene Arten von Fledermäusen erbeuteten, und auch in der Kakamega-Region in Kenia wurden ähnliche Beobachtungen gemacht. Die Meerkatzen ließen sich dabei zwischen zehn Minuten und einer Stunde Zeit, eine Fledermaus zu verzehren – in einem Fall inklusive der Knochen.

Übertragungswege

Dass sich die Affen so lange mit einem Fledermauskadaver aufhalten, ist für die Forscher besonders relevant. Fledermäuse tragen neben Bakterien und Parasiten auch gefährliche Viren in sich, unter anderem das Ebola-, Marburg- und Henipavirus. Nehmen Affen diese Erreger auf, können beim Kontakt mit Menschen Zoonosen übertragen werden. Und sämtliche Beobachtungen dieser Studie stammen aus Gebieten, die vom Menschen durch Abholzungen und das Anlegen von Plantagen bereits verändert wurden. Kontakt ist also jederzeit möglich.

Bisher war man auf Spekulationen angewiesen, wie die Erreger von den als Virenreservoirs bekannten Fledermäusen auf Affen überspringen. So gab es etwa die Hypothese, Meerkatzen könnten Früchte fressen, die mit Fledermausspeichel oder -kot verunreinigt sind. Die neue Studie weist jedoch darauf hin, dass die Übertragung in der Regel auf wesentlich direkterem Weg erfolgen dürfte.

Kleine Jäger

Für Fledermäuse indes sind Meerkatzen bloß ein weiterer in einer langen und bunten Reihe von Fressfeinden. Kleine Fledermäuse hat man sogar schon in Spinnennetzen gefunden – und 2009 ließen Forscher mit der Meldung aufhorchen, dass selbst unsere so harmlos erscheinende Kohlmeise Fledermäuse erbeuten kann: Wiederholt konnte beobachtet werden, wie in einer ungarischen Höhle Meisen einflogen, um Zwergfledermäuse, die sich dort zur Überwinterung zusammengekuschelt hatten, zu packen und aufzufressen. (jdo, 26.5.2016)