Betrieben fehlen die Kapazitäten, um Lehren anzubieten, glaubt man bei Jugend am Werk.

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Wien – Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist laut den jüngsten Arbeitsmarktdaten um 10,1 Prozent deutlich gestiegen. Die Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen legte demnach nur um 7,7 Prozent zu. Die Lehrstellenlücke lag Anfang Mai damit bei 1.916 und damit gegenüber dem Vorjahresmonat um 243 höher.

Grundsätzlich bilden hierzulande immer weniger Betriebe Lehrlinge aus. Laut der aktuellen Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer Österreich ist die Zahl der lehrlingsausbildenden Betriebe zwischen 2005 und 2015 um 21 Prozent zurückgegangen. In Wien waren es sogar 23 Prozent, so der Berufsausbilder "Jugend am Werk" in einer Aussendung. Bundesweit ist die Zahl der Lehrstellen im Vorjahr um 4,4 Prozent auf 109.963 gesunken.

Die Lehrstellenlücke werde dadurch immer größer, warnt Jugend am Werk: Allein in Wien hatten im ersten Quartal rund 7.000 Jugendliche keine Lehrstelle. Warum das so ist? "Die Ausbildung von Lehrlingen wurde in den letzten Jahren immer komplexer und stellt Betriebe vor vielfältige Herausforderungen", nennt Brigitte Gottschall, Vizegeschäftsführerin von Jugend am Werk einen laut ihrer Einschätzung wesentlichen Grund. "Zudem steigen aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels auch die Leistungsansprüche in den einzelnen Berufen stetig an. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen fehlen dabei oft das Know-how und spezielle Maschinen, um ihre Lehrlinge entsprechend auszubilden", so Gottschall.

Bei Jugend am Werk will man dem Trend nun entgegenwirken: Bestimmte Ausbildungsteile einer Lehre können zu "Jugend am Werk" ausgelagert und von der Wirtschaftskammer gefördert werden. Das soll Unternehmen motivieren, wieder vermehrt Lehrlinge auszubilden. Damit sollen auch Betriebe, die nicht über alle notwendigen Ressourcen verfügen, Lehrlinge anstellen können. Im Juni wird mit einer Informationsoffensive gestartet, um die Betriebe gezielt über das Angebot zu informieren und zur Schaffung neuer Lehrstellen zu motivieren. (red, 25.5.2016)