Weil die Internetverbindung einer UPC-Kundin nur Schneckentempo statt der versprochenen 75 Mbit/s lieferte, protokollierte sie die Bandbreite.

Foto: APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Verbindungsprobleme sind bekanntermaßen der Erzfeind des Internetnutzers. Nur wenige Dinge vermögen an sich pazifistisch veranlagte Menschen so in Rage zu versetzen wie dahintröpfelnde Downloads und stockende Videos. Insbesondere der "Filmfaktor" spielt in Zeiten, in denen Dienste wie Youtube und Netflix zum Teil des Alltags vieler Menschen geworden sind, eine große Rolle.

Zwei statt 75 Megabit

Gibt es Probleme, wenden sich Nutzer an ihren Provider. Nicht selten hören sie dabei, dass es kein Problem gibt. So auch die Grazerin Eva Silberschneider, die Kundin bei UPC ist. Ihr Paket verspricht ihr eine Downloadgeschwindigkeit von 75 Megabit pro Sekunde. Eigentlich mehr als genug, um zu streamen. Trotzdem könne – insbesondere abends – von ungetrübtem Sehvergnügen keine Rede sein, wie sie gegenüber Ö1 erklärt hat.

Per Online-Speedtest prüfte sie am Abend ihre Bandbreite. Statt mit 75 Mbit/s kamen die Daten lediglich mit 2 Mbit/s durch die Leitung. Der Rat von UPC: Neustart von Modem und Router. Leitungsmessungen erbrachten laut dem Provider keinen Hinweis auf Probleme.

Dauermessung

Weil die Probleme kein Ende nahmen, erstellte Silberschneider schließlich ein Skript, das automatisch alle zehn Minuten eine Bestandsaufnahme ihrer Verbindung startete. 8.700 Messungen später zeigte sich: In der Tat kommt es bei ihr zu späteren Stunden zu massiven Einbrüchen der Transfergeschwindigkeit. Das dürfte der erhöhten Auslastung geschuldet sein.

Nun müssen Provider allerdings seit dem 30. April, bedingt durch eine umgesetzte EU-Verordnung, mehr angeben als nur die maximal erreichbare Downloadgeschwindigkeit, auch die minimal verfügbare Bandbreite ist aufzulisten. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen zu Silberschneiders Paket, das schon davor abgeschlossen wurde, ist hier ein Wert von 25 Prozent angegeben, was 18,75 Mbit/s entspricht. Mittlerweile erreicht Silberschneiders Verbindung des Abends wieder zehn bis 15 Mbit/s und sei damit zumindest wieder "benutzbar".

Aus Eva Silberschneiders Protokoll der Bandbreite ihres Internetzugangs.
Foto: Eva Silberschneider

Netflix vs. UPC

In Bezug auf Videostreaming hat sich UPC in den vergangenen Monaten nicht unbedingt positiv hervorgetan. Anfang des Jahres beschwerten sich zahlreiche User sowohl bei Netflix als auch bei UPC über Verbindungsprobleme und nachlassende Videoqualität. Seitens Netflix warf man UPC vor, die Videodaten über "suboptimale Wege" an die Kunden zu schicken. UPC wiederum erklärte, Netflix habe plötzlich damit begonnen, "weniger Daten" zu liefern – auch an andere Internetanbieter. Allerdings wusste kein anderer größerer Provider in Österreich von gehäuften Problemen hinsichtlich des Streaminganbieters zu berichten.

Interessantes liefert auch der von Netflix selbst veröffentlichte Geschwindigkeitsindex für die heimischen Telekomfirmen. Dort ist UPC in puncto Durchschnittsbandbreite in den vergangenen Monaten aus der Mitte des Feldes auf den letzten Rang abgerutscht.

Kunde muss Probleme nachweisen

Verletzt der Internetanbieter die eigenen Vorgaben auf Dauer und kann oder will keine Verbesserung ermöglichen, hat der Konsument rechtliche Handhabe, ergänzt hier Marlies Leisentritt, Juristin vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Ihm steht dann ein Gewährleistungsanspruch zu – etwa in Form einer Preisminderung.

Dafür muss allerdings ein Nachweis für die beeinträchtige Verbindung erbracht werden, so wie ihn Silberschneider etwa geliefert hat. Viele Kunden, die sich an den VKI wenden, würden die Probleme allerdings nicht ausreichend dokumentieren.

Stellungnahme UPC

Die UPC hat gegenüber dem WebStandard mittlerweile eine Stellungnahme zum Fall von Eva Silberschneider abgegeben. Der Betreiber betont, seiner Kundin einen kostenlosen Modemtausch angeboten zu haben, um eine etwaige Fehlerquelle zu beseitigen. Dieses Angebot werde man erneut unterbreiten. Generell würde man die Hardware der Kunden regelmäßig auf den aktuellen Stand bringen, alleine 2014 und 2015 seien insgesamt 130.000 Modems ausgewechselt worden.

Wenngleich es im Gesamtnetz keine Überlastung gebe, kann es an einzelnen Verbindungsknoten lokal zu Beeinträchtigungen durch hohe Auslastung kommen. Daher würde man laufend das Netz um neue "Fiber Nodes" erweitern. Dazu laufe derzeit auch die Umstellung des Netzes auf volldigitalen Betrieb. (gpi, 25.5.2016)