Nach dem Rücktritt von Werner Faymann widerstanden nur wenige Medien – der STANDARD gehörte nicht zu ihnen – der Versuchung, grammatikalisch ins Kleinkindalter zurückzufallen – Mama, darf ich Saft? – und zu fragen: Wer kann Kanzler? Dass dann als Antwort herauskam, dass der Kern Kanzler kann, verschaffte uns immerhin gleich einmal eine Sternstunde der Alliteration. Politische kommen hoffentlich noch.

Beim Bundespräsidenten war das Spiel mit den Hilfsverben schon ausgereizt – auch wenn wir das Einserkastl noch einmal kurz regredieren und behaupten lassen, dass sich die Österreicher und Österreicherinnen knapp für "Sascha soll Staatsoberhaupt" entschieden haben. Und bekanntlich will er es auch, und können wird er schon bald müssen.

An Heinz Fischer haben wir einen Bundespräsidenten gehabt, der auch gewisse Lücken schließen musste, die sich im Bundeskanzleramt auftaten. Wenn der Kanzler nicht wollte und konnte – also oft -, sprang der HBP ein, um ausländische Gäste nicht frustriert abreisen zu lassen, die vergeblich mit einem Treffen mit dem Regierungschef gerechnet hatten.

Kern ist eher nicht der schüchterne Typ, mit dem ist in dieser Hinsicht zu rechnen. Aber auch Van der Bellens professorale Abgeklärtheit steht dem Repräsentieren nach außen bestimmt gut. Wenn er "Österreich" sagt, klingt es nicht wie ein Kampfruf, sondern wie eine Einladung. (Gudrun Harrer, 24.5.2016)