Wien – FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist zuversichtlich, dass der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer als Sieger aus der Bundespräsidentenwahl hervorgehen wird. "Wir hoffen und glauben daran, dass am Ende Norbert Hofer die Mehrheit der Österreicher auf seiner Seite haben wird", zeigte er sich nach den ersten Hochrechnungen zuversichtlich.

Er stellte die Hochrechnung des ORF, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen sieht, infrage – die Hochrechnung des Innenministeriums sehe mit 53,1 Prozent "völlig anders aus", meinte Strache am Sonntagnachmittag im ORF. Das BMI allerdings inkludiere im Gegensatz zu den Hochrechnern des Wahlabends in seiner Berechnung keine Wahlkartenschätzung, betonte Christoph Hofinger von Sora dazu im ORF.

"Es ist ein Tag der großen Dankbarkeit und der Freude", sagte Strache und bedankte sich für das "unglaubliche Vertrauen" der Österreicher in Hofer. Dieser sei mit Untergriffen im Wahlkampf "sehr souverän umgegangen". Ein Erfolg Hofers wäre "ein Sieg für die Demokratie". Was ein Bundespräsident Hofer für seine eigene politische Karriere bedeuten würde, wollte Strache nicht beantworten. "Für mich persönlich ist es der bewegendste, ergreifendste und schönste Moment, den ich bis dato in meiner politischen Laufbahn erleben durfte."

Kickl überzeugt von Sieg

Trotz der knappen Hochrechnungen ist FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl überzeugt, dass Hofer Bundespräsident wird. "Das Ergebnis ist auch ein Sieg der Demokratie und der Glaubwürdigkeit", sagte er am Sonntag zur APA. Alexander Van der Bellen habe am Schluss auf einen "Angstwahlkampf" gesetzt. "Ich bin davon überzeugt, dass auch am Ende, wenn die letzte Stimme ausgezählt ist, der Bundespräsident Norbert Hofer heißt", sagte Kickl, der sich bei allen Wählern bedankte. Es sei ein "Tag der Freude und der Dankbarkeit", die freiheitlichen Wähler seien mit Selbstbewusstsein an die Entscheidung herangegangen und hätten sich nicht bevormunden lassen – "weder von Brüssel, noch von anderen Parteien, die in den letzten Wochen einen Anti-Hofer-Wahlkampf geführt haben".

"Norbert Hofer ist hingegen einen Weg gegangen, den er von Anfang an eingeschlagen hat", meinte Kickl. Seine "Vision eines neuen Amtsverständnisses als neuer Präsident, der sich als Interessenvertreter der Österreicher sieht", sei angenommen worden. Mitbewerber Van der Bellen habe hingegen in den letzten Wochen seine Strategie geändert und versucht, einen Angstwahlkampf zu führen. Kickl: "Wir haben uns nicht davon beeindrucken lassen."

Lockl: "Ganz knapp dran"

Mit Zuversicht kommentierte Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl am Sonntagnachmittag die ersten Hochrechnungen. "Wir sind ganz knapp dran", sagte er im Wiener Palais Auersperg. "Wir haben eine Chance, wir glauben daran, es kann sich ausgehen."

Lockl sprach von einem Fotofinish, "das Spiel geht in die Verlängerung". Zuversichtlich mache ihn, dass noch die großen Städte und die Wahlkartenergebnisse ausständig seien. In beiden Bereichen liege sein Kandidat tendenziell gut. Klar sei: Van der Bellen habe "eine beispiellose Aufholjagd" hingelegt.

Glawischnig aufgeregt

Aufgeregt und "sehr optimistisch" zeigte sich Grünen-Chefin Eva Glawischnig am Sonntagnachmittag. Sie sei "unglaublich gespannt", Van der Bellen habe ein "Fotofinish" hingelegt. Angesichts der großartigen Wahlbewegung sei sie sprachlos. All das sei ein "sehr schönes, ermutigendes Signal für Österreich". Alles sei noch offen, klar sei nur, dass Van der Bellen eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt habe.

Strolz überrascht

Neos-Klubchef Matthias Strolz zeigte sich am Sonntag überrascht, dass Hofer und Van der Bellen so knapp beieinanderliegen. Der neue Bundespräsident müsse jedenfalls "Gräben überwinden und Brücken bauen", sagte Strolz. Österreich sei heute ein gespaltenes Land. Das Signal sei klar: "Die Bürger haben die Nase gestrichen voll." Die Menschen würden sich Veränderungen wünschen. Er selbst habe eine Präferenz für Van der Bellen, aber mit einem deutlichen Sieg Hofers gerechnet. Insofern sei er überrascht, dass die Werte so knapp beieinanderliegen.

Der Präsidentschaftskandidat aus der ersten Runde, Richard Lugner, tauchte ebenfalls in der Hofburg auf. Er war nach seinen Angaben von den Bundesländerzeitungen eingeladen worden. Lugner befürchtete, dass Van der Bellen wie der bisherige Präsident Heinz Fischer sein Amt ausüben würde. Die Demokratie lebe aber vom Wechsel, und diesen würde es unter Hofer geben. Wen er selbst gewählt hat, verriet er nicht.

SPÖ-Klubchef Schieder: "Spannendes Auszählungsrennen"

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder wollte das Kopf-an-Kopf-Rennen nicht kommentieren. Stichwahlen seien meistens recht knapp, "so knapp war es noch nie", sagte er über den Wahlsonntag. Auch die Fragestellungen für die Republik seien besonders weitreichend gewesen. "Es ist ein spannendes Auszählungsrennen", sagte Schieder, entschieden hätten sich die meisten Wähler ja bereits länger. "Es wird ein knappes Ergebnis sein." Eine Reaktion auf den Wahlausgang werde es von ihm erst geben, wenn das Ergebnis feststehe. (APA, 22.5.2016)