Melancholisch der Italianità, der Lebensfreude des Dolcefarniente, nachzuspüren gelingt am besten mit neuen Büchern über Arkadien und einem frischen Espresso.

Foto: Matthias Cremer

Dieser Tage steigt sie wieder überproportional zu den langsam nach oben kletternden Außentemperaturen an den Quecksilbersäulen: die undefinierbare, unablässige Sehnsucht nach dem Süden. Die mythenreiche Idee von Arkadien beherrscht seit Jahrhunderten unsere Vorstellungskraft; als eine Welt, die beseelt ist von kontemplativer Ruhe, von Frieden, Gleichmut und Liebe, ideal durch innere und äußere Freiheit, in einer perfekten und anmutigen Umgebung, die in der Antike wurzelt. Das Idyll arkadischer Landschaften wurde in der Neuzeit oft beschrieben, von Honoré d'Urfé literarisch, von Botticelli, Parmigianino, Campagnola und Guercino bildnerisch. Dass Arkadien auch dieser Tage nichts von seiner Faszination verloren hat, belegen neue Publikationen.

Claudio del Principe zum Beispiel zeigt sich in Ein Sommer wie damals traumwandlerisch. Zielsicher weiß er mittels Rezepten, Musik, Orten und Restaurants die Realität des Imaginären zu überprüfen. Silvia Trippolt-Maderbacher gibt sich noch präziser. Genießen in Istrien bietet die besten Adressen von der Küste bis ins Hinterland. Buon Appetito! Mehr als ein Reiseführer ist Britta Ramhapps Buch über ihr ganz persönliches Triest. Die Deutsche lebt seit Jahren am ehemaligen k. u. k. Seehafen. Auf den Pfaden Italo Svevos und James Joyce kann man auch in Gerhard M. Dienes und Reinhart Grundners Sehnsucht nach dem Süden wandeln. Sie waren zwischen Venedig, Triest und Rijeka unterwegs.

Bibliophil auf der Suche nach der Freiheit des Geistes, nach der Idylle Arkadiens, gelingt es allen, einen Sommer zu beschwören. (Gregor Auenhammer, 21.5.2016)