Läuferin und Trainerin Elisabeth Niedereder wohnt in Wien-Ottakring. Früher war ihre Wohnung eine Studenten-WG, dann wurde sie renoviert. Nun ist alles aufeinander abgestimmt – auch die rosa Wände.

"Ich wohne seit 2004 in dieser Wohnung. Gleich nach der Matura bin ich nach Wien und in diese Wohnung gezogen. Sie hat 60 Quadratmeter und liegt in Ottakring. An das Stadtleben musste ich mich erst gewöhnen. Als ich einzog, dachte ich mir erst einmal: O Gott, wo kann ich denn hier laufen gehen?

"Wenn man neue Möbel kauft, dann schließt man auch ein Stück weit mit seiner Vergangenheit ab." Elisabeth Niedereder und der Weimaraner Arco im Wohnzimmer.
Foto: Lisi Specht

Mittlerweile finde ich die Lage ideal, weil ich zum Trainieren nicht weit auf die Schmelz, in den Wienerwald oder zu den Steinhofgründen habe. Gleichzeitig bin ich nahe beim Zentrum. Eigentlich bin ich aber ohnehin fast nie zu Hause. Die meiste Zeit verbringe ich nämlich in meinem Studio oder draußen beim Sporteln.

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich beschlossen, den Sport und mein Privatleben strikter zu trennen. Darum findet man in meiner Wohnung auch keine Pokale oder Medaillen mehr.

Foto: Lisi Specht

Damals dachte ich mir: Ich will mich wohlfühlen zu Hause. Ich hatte genug angespart, um einmal in meine Wohnung zu investieren. Ich habe also alles komplett erneuern lassen – Küche, Bad, WC. Und auch alles neu möbliert. Denn die Ikea-Möbel, die sich im Studentenleben halt so angesammelt hatten, haben sich irgendwann abgenutzt.

Wenn man neue Möbel kauft, dann schließt man auch ein Stück weit mit seiner Vergangenheit ab, finde ich. Vorher war das eine Studentenwohnung, zeitweise wurde sie auch als WG genutzt.

Seit einem Jahr wohne ich eigentlich in einer ganz anderen Wohnung. Ich lege nicht viel Wert auf teure Möbel, weil sie für mich Nutzgegenstände sind. Mir ist es viel wichtiger, dass alles aufeinander abgestimmt ist. Von den Farben her muss sich das Wohnzimmer bei mir vom Schlafzimmer und dem Vorraum abgrenzen. Anfangs waren mir die Wände im Schlafzimmer ehrlich gesagt ein bisschen zu rosa, aber dann dachte ich mir: Mir muss es gefallen, sonst niemandem.

Foto: Lisi Specht

Fotos und Souvenirs habe ich nicht so viele. Kitsch mag ich sowieso nicht. Das habe ich auch durch die Renovierung ein bisschen beschränkt. Ich mag's jetzt total minimalistisch. Und bei mir muss es immer sauber sein, darum habe ich eine Putzfrau. Das ist wichtig, damit ich mich auf die Arbeit konzentrieren kann.

Zentraler Ort ist für mich die Küche. Dorthin führt mich der erste Weg, wenn ich heimkomme. Meist komme ich gerade vom Training und habe Hunger. Für das Kochen bleibt mir aber kaum Zeit.

Seit zehn Monaten bin ich Hundebesitzerin. Mein Weimaraner Arco begleitet mich auf meinen Läufen. Um ihn dreht sich seither alles. Wenn ich heimkomme, ist also erstmal Rambazamba angesagt. Er ist zwar sehr energiegeladen, aber bisher hat Arco keine Möbel zerstört. In der Wohnung lasse ich ihn aber ohnehin nicht allein. Das ist mir zu riskant. Die Nachbarn hören es nämlich sofort, wenn er bellt.

Foto: Lisi Specht

Gäste habe ich hier selten. Diese Wohnung ist mein Reich. Als vor einem Jahr alles wieder neu war, habe ich mir gedacht: Jetzt suche ich mir wirklich aus, wen ich hereinlasse.

Wohnen bedeutet für mich Abschalten: Wenn ich heimkomme, dann schalte ich das Handy aus oder lasse es gleich im Auto liegen, damit ich in dem Moment, wo ich hier hereinkomme, keine Verantwortung mehr habe.

Hergeben wollte ich die Wohnung nie, auch wenn ich mir schon manchmal überlegt habe, ob es nicht in anderen Bezirken schöner wäre. Aber wenn du allein in Wien bist, lohnt es sich nicht, in eine Wohnung zu investieren. Da warte ich lieber, bis ich mir etwas im Grünen suche.

Das Einzige, was ich hier nämlich schade finde, ist, dass ich keinen Balkon habe. Aber Wohnen in Wien ist eben immer ein Kompromiss." (23.5.2016)