Weniger Abfall ist derzeit das Ziel verschiedener Initiativen.

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Wien/Paris – Die zum Kosmetikkonzern L'Oréal gehörende Apothekenmarke Vichy will eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einnehmen: Konsumenten sollen ihren Verpackungen "ein zweites Leben schenken" können, so das Motto eines gerade gestarteten Recycling-Projekts. Leere Tiegel, Tuben und Dosen werden in teilnehmenden Apotheken gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt.

L'Oréal Österreich arbeitet dafür mit dem Unternehmen Terracycle zusammen, das nach Angaben seines Gründers und Geschäftsführers Tom Szaky jeden Monat weltweit "zwei Millionen Kilogramm Müll" wiederverwertet. Abfälle wie PET-Flaschen oder Kartonschachteln würden bereits breit recycelt, weil es sich "rechne". Bei Müll wie ausgequetschten Cremetuben, leeren Lippenstifthülsen oder alten Mascarabürstchen hingegen koste dieser Prozess oft mehr, als das Ergebnis wert erscheine.

Terrycycle, im Jahr 2001 gegründet und in 20 Ländern vertreten, hat sich auf Material spezialisiert, das aufgrund seiner Beschaffenheit schwer zu recyceln ist. Die US-Firma entwickelte zum Beispiel ein System für Zigarettenstummel, aus deren Kunststoffkomponenten neue Plastikgegenstände wie Aschenbecher, Bänke oder Paletten entstehen, erläuterte Szaky am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien.

Im Rahmen der Vichy-Aktion können Konsumenten leere Verpackungen der Marke abgeben. Nach der Rückgabe von sechs Produkten winkt ein Duschgel als Dankeschön. Der Abfall wird in Apotheken gesammelt. Derzeit nehmen über 630 der rund 1.360 öffentlichen Apotheken in Österreich teil, bald soll es jede zweite sein. Auch für die Abholung wurde mit einem Dienstleister, der die Verkaufslokale ohnehin regelmäßig anfährt, ein "nachhaltiger" Weg gefunden, berichtete Christopher Tedd, General Manager von L'Oréal Austria Active Cosmetics Division. Zu einer Ausweitung auf andere Marken des Konzerns sagte L'Oréal-Österreich-Geschäftsführer Klaus Fassbender: "Ist die Initiative erfolgreich, wird die Gruppe in anderen Ländern und Divisionen unserem Beispiel folgen."

Österreich habe bei der Abfallsammlung eine der besten Bilanzen in Europa, allerdings lande viel Müll in der Verbrennung, sagte Szaky. Sein Credo hingegen lautet: "Alles kann transformiert werden." Abfall sei erst durch die Erfindung komplexer Materialien und den Konsum über das Nötige hinaus entstanden, in der Natur komme er nicht vor. "Mein Ziel ist es, schon die Idee von Abfall zu eliminieren." (APA, 20.5.2016)