Rubin Okotie in "Die Stunde der Sieger".

Foto: ORF/WEST4MEDIA

Eines ist klar: Wer zu einem großen Fußballturnier fahren darf, muss zuvor schon auch ein paar wichtige Spiele gewonnen haben. Vom ÖFB-Team der Heim-EM 2008 konnte man das jedenfalls nicht behaupten.

Vorsorglich, in Ermangelung realer Erfolgsaussichten, ließ der ORF damals die Mockumentary Das Wunder von Wien produzieren. In ihr schießt der fiktionale Topscorer Peter Hruska Österreich zum EM-Titel. Die Realität sah freilich anders aus: ein Remis, ein Tor.

2016 sind die Hoffnungen uf ein gutes Abschneiden in Frankreich mehr als intakt. Für den ORF Grund genug, diesmal ganz unironisch Die Stunde der Sieger auszurufen. In der dreiteiligen Doku wird die Stammelf von Marcel Koller porträtiert, als wäre ihr schier Unmenschliches geglückt.

An Pathos und Dramatik wurde nicht gespart. Ebenso an technischem Aufwand. Dahinter steht die Wiener Produktionsfirma West4Media. Ihre Arbeit für Red Bull oder den letztjährigen Song Contest wurde mehrfach ausgezeichnet.

Rein inhaltlich kommt Die Stunde der Sieger – bis auf die Erzählungen von Eltern und Jugendtrainern – etwas seicht daher. Im Mittelpunkt steht die Physis der EM-Helden: Austrainierte Oberkörper, stählerne Wadln in Großaufnahme, Insta gram-Selfies der ein oder anderen Ehefrau und Tattoos aus der Hand von Meister Slimheli (Bitte googeln!). Wer’s braucht.

Wirklich peinlich nur, dass Oliver Polzer seinen Matchkommentar zum Spiel gegen Montenegro neu einsprechen musste: Aus einer abschätzigen Bemerkung über ein Dribbling von Marko Arnautović, das flugs zu einem Tor führte, wurde im Nachhinein eine Huldigung. Aber hey! Geschichte wird schließlich geschrieben. (Stefan Weiss, 19.05.2016)