Vom Meeresgrund nahe der US-amerikanischen Palmer-Station auf der antarktischen Anvers-Insel geholt: der Schwamm Dendrilla membranosa.

Foto: Bill Baker

Tampa – Er sieht aus wie ein in die Länge gezogener Massageball und lebt am Grund des Antarktischen Ozeans, doch er könnte zu einem medizinischen Hoffnungsträger werden: Aus einem Schwamm gewannen US-Forscher einen potenziellen Wirkstoff gegen das multiresistente Bakterium Staphylococcus aureus.

Das Team um Bill Baker und Lindsey N. Shaw von der University of South Florida fischt seit langem in den Gewässern vor der Küste des nördlichen Teils der Antarktischen Halbinsel nach Meeresbewohnern, die natürliche pharmazeutisch wirksame Substanzen produzieren könnten. Beim Hornkieselschwamm Dendrilla membranosa dürften die Forscher nun fündig geworden sein.

Die Forscher veränderten einen Extrakt, den sie dem Schwamm entnommen hatten, und setzten ihn auf Biofilme des gefürchteten Bakteriums Staphylococcus aureus ein. Das Bakterium hat Stämme hervorgebracht, die mittlerweile gegen die meisten Antibiotika resistent sind.

Bühne frei für Darwinolid

MRSA (Methicillin- oder auch Multi-resistenter Staphylococcus aureus) wurde als gefährlicher Krankenhauskeim bekannt, ist aber längst nicht mehr nur auf Spitäler beschränkt. Die Bakterien können die unterschiedlichsten Gewebetypen befallen und Hautentzündungen ebenso auslösen wie Abszesse in der Muskulatur, aber auch lebensbedrohliche Krankheiten wie Lungenentzündungen oder Endokarditis, eine Entzündung der Herzinnenhaut.

MRSA bildet Biofilme, mit denen sich die Keime gegen unser Immunsystem schützen. Die aus dem gefriergetrockneten Dendrilla-Schwamm gewonnene Substanz, der die Forscher den Namen "Darwinolid" gaben, erzielte jedoch durchschlagenden Erfolg: Sie tötete in Labortests gut 98 Prozent der Staphyloccocus-Zellen ab. Bakers Team hofft, dass sich daraus hochwirksame Antibiotika gegen bakterielle Biofilme entwickeln lassen. (red, 20. 5. 2016)