Athen/Rom – Italien ist bereit, zwei weitere Hotspots zur Registrierung und Identifizierung von Flüchtlingen einzurichten. Diese sollen zusätzlich zu den Hotspots in Pozzallo und Trapani auf Sizilien, Lampedusa und Taranto in Apulien aufgebaut werden, sagte Innenminister Angelino Alfano am Donnerstag.

Das Innenministerium wolle damit auf eine mögliche Zunahme der Ankünfte in der Sommerzeit reagieren, hieß es. Zugleich ist das Ministerium auf der Suche nach einer größeren Struktur für den Hotspot in Pozzallo. Hier soll auch ein Flüchtlingszentrum ausschließlich für unbegleitete Minderjährige eingerichtet werden.

Alfano hält an seinem Vorschlag fest, die im Mittelmeer geretteten Menschen noch vor ihrer Ankunft in Süditalien zu identifizieren. "Das könnte mithilfe humanitärer Organisationen und der EU-Grenzschutzbehörde Frontex erfolgen", sagte der Innenminister. Die Fingerabdrücke sollen an Bord der Rettungsschiffe genommen werden.

Blendgranaten in Idomeni

Die griechische Polizei hat indes Tränengas und Blendgranaten eingesetzt, um eine Gruppe von rund 300 Flüchtlingen daran zu hindern, den mazedonischen Grenzzaun in der Nähe des improvisierten Lagers von Idomeni zu durchbrechen. Donnerstagfrüh habe sich die Lage wieder beruhigt.

Wie griechische Medien berichteten, hätten die aufgebrachten Menschen einen Eisenbahnwaggon bis zur letzten Absperrung der griechischen Polizei geschoben, um ihn anschließend als Rammbock zu nutzen, um den Zaun auf der mazedonischen Seite einzureißen. Viele der Randalierenden, aber auch Unbeteiligte, darunter Kinder, litten an Atemwegebeschwerden wegen der beißenden Luft, die die Tränengaswolken erzeugte.

Bis Anfang Juni soll das Flüchtlingslager aufgelöst werden, sagte Giorgos Kyritsis, Sprecher des Stabes für die Flüchtlingskrise, am Donnerstag der griechischen Nachrichtenagentur ANA. In Nordgriechenland würden derzeit weitere staatliche Flüchtlingslager fertiggestellt, um die rund 9.000 Flüchtlinge aus Idomeni aufzunehmen.

Es sei nur noch eine Frage von Wochen, bis das improvisierte Lager direkt an der Grenze zu Mazedonien sich leeren werde, sagte Kyritsis. Ursprünglich wollte die griechische Regierung das Lager bereits Anfang Mai weitgehend auflösen.

Im provisorischen Lager von Idomeni harren knapp 10.000 Menschen seit Monaten aus. Sie hoffen, dass die sogenannte Balkanroute, die auf Österreichs Initiative hin geschlossen wurde, doch noch geöffnet werden könnte, damit sie nach Zentraleuropa gelangen können. Um ihrem Wunsch nach einer Weiterreise Nachdruck zu verleihen, blockieren sie die wichtige Eisenbahnverbindung zwischen Griechenland und Mazedonien. (APA, red, 19.5.2016)