Das Licht der jungen Sterne im Inneren von N55 löst Elektronen aus Wasserstoffatomen, die sich in der Nähe befinden, was dem Gas seinen charakteristischen rosa Schimmer verleiht.

Foto: ESO

Heidelberg – Manchmal ähnelt der Blick durchs Teleskop dem Öffnen von Matrjoschkas: Innerhalb einer Struktur offenbart sich bei näherer Betrachtung eine weitere und in dieser die nächste. So sieht es bei einem aktuellen Bild aus, das mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) augenommen wurde.

Die Schichten

Das Bild ist auf einen bunten Emissionsnebel mit der Bezeichnung LHA 120-N55 oder kurz N55 fokussiert. In diesen sind helle blaue und weiße Sterne eingebettet, die das sie umgebende Gas zum Leuchten bringen. Die Sterne in dieser Ansammlung sind nur wenige Millionen Jahre alt und haben sich erst gebildet, als der Raum um N55 bereits leergefegt war. Sie verkörpern die zweite Generation an Sternen, die in dieser Region geboren wurden.

Denn der Nebel liegt seinerseits innerhalb einer riesigen schalenartigen Struktur namens LMC 4. Solche "Superblasen" bilden sich, wenn die starken Winde eines neu entstandenen Sterns zusammen mit den Stoßwellen einer Supernova-Explosion einen Großteil des ursprünglich sie umgebenden Gases und Staubs wegblasen. Die dadurch entstehenden Gasblasen haben oftmals Hunderte von Lichtjahren im Durchmesser. Die Materie, aus der sich N55 gebildet hat, schaffte es, als kleine Blase aus Gas und Staub innerhalb dieser Struktur zu überdauern.

Und die Superblase selbst ist im Inneren einer Satellitengalaxie der Milchstraße angesiedelt, nämlich der etwa 163.000 Lichtjahre entfernten Großen Magellanschen Wolke.

Blick in die Zukunft

Während es im Moment in der Sternentstehungsregion N55 noch relativ ruhig zugeht, wird das in mehreren Millionen Jahren ganz anders aussehen, berichtet das Max-Planck-Institut für Astronomie. Dann werden die massereichen und leuchtkräftigen Sterne selbst als Supernovae explodieren, wodurch die Materie aus N55 verstreut wird. Dadurch wird sich eine Blase innerhalb einer Superblase bilden und der stellare Zyklus aus Tod und Geburt setzt sich fort. (red, 23. 5. 2016)