In der letzten Woche war hier das steife Denim Thema. Jetzt aber soll es um das Comeback eines Beinkleides gehen, dessen Image in den letzten Jahren sehr gelitten hat. Leggings gelten gemeinhin als unappetitliche Geschmacksentgleisung, gehalten von einem Gummizug. Wie das passieren konnte? Ist nicht so ganz klar. Denn Leggings wurden einmal als körpernahe Alternative zur Jogginghose und als fußfreie Alternative zur Strumpfhose gefeiert. Irgendwann schlüpften Frauen unter ihren Röcken verlässlich in Leggings – Ballerinas dazu, fertig. Von dieser Begeisterung ist in den letzten Jahren wenig übriggeblieben. Lieber nackt als Leggings um die Waden, lautete das Motto. Die Vorwürfe, sie häuften sich: Leggings kämen einer Wursthaut gleich, sie verkürzten das Bein und legten die Schwachstellen des weiblichen Oberschenkels bloß: So ziemlich jede Delle lasse sich unter der dünnen Baumwollschicht erahnen.

Jetzt aber ist die Leggings allen Unkenrufen zum Trotz wieder zurück. Im Internet inszenieren sich unter dem Hashtag #trainlikeanangel zahlreiche Legging-Trägerinnen und auf dem Weg zum Flughafenterminal, vor den Toren des Fitnessstudios tragen Models, Schauspielerinnen, Celebrities – Gigi Hadid, Reese Witherspoon, Gisele Bündchen, Megan Fox, Kim Kardashian – Leggings in Dreiviertellänge und Yoga-Hosen. Viele von ihnen favorisieren seit einiger Zeit das Label Lululemon.

"Athleisure" ist die Ansage der Saison: Sportsachen zieht man jetzt nicht mehr nur zum Schwitzen an, Leggings funktionieren als Selbstvergewisserung des sportlichen Selbst. Dazu passt, dass Beyoncé oder Rihanna die Nylonhaut zusammen mit den bauchfreien Oberteilen zu festen Bestandteilen ihrer Sportkollektionen erklärt haben. Leggings, stapelte zuletzt der "Guardian" hoch, seien heute nicht nur Fitnesstrophäen, Leggings, das seien die neuen It-Bags.

Das verwundert nicht, denn die Leggings können durchaus mit einigen positiven Eigenschaften aufwarten: Sie bestechen durch Dehnbarkeit und Flexibilität. Und lassen, ansprechend kombiniert, ins Outfit Dynamik einziehen. Nur eines gilt es zu beachten: Die baumwollene Version ist mit Vorsicht zu genießen. Zu groß die Gefahr des Ausleierns. Dann doch dem Zeitgeist entsprechend lieber die straffe, dynamisch glänzende Variante.

Oder ein exzentrisches Designermodell: Ausgerechnet Charlotte Olympia, jene Designerin, die sich auf bleistiftdünne Absätze und eine ausgenommen feminine Garderobe versteht, bringt mit dem Hersteller Copé Active eine Leggings auf den Markt, die mehr kann als einen sportlichen Eindruck zu hinterlassen: Leopardenflecken um die Schenkel, ja warum eigentlich nicht mal wieder? (feld, 18.5.2016)


Ausgewählte Modelle:

Leggings von Calzedonia, 29,99 Euro.
Foto: Calzedonia
Leggings von Reebok via Reyer Looks, 39,90 Euro.
Foto: ReyerLooks
Leggings von H&M, 19,99 Euro.
Foto: H&M
Leggings von Tezenis, 14,90 Euro.
Foto: Tezenis