Innsbruck/Wien – Der Klimawandel hat einen gewichtigen Einfluss auf den weltweiten Kohlenstoffkreislauf: Pflanzen geraten durch Hitzewellen und Trockenzeiten zunehmend unter Stress und nehmen daher weniger CO2 auf. Das belastet die Treibhausgas-Bilanz zusätzlich – soweit zumindest die Befürchtungen. Ein Wissenschafterteam mit österreichischer Beteiligung konnten nun nachweisen, dass sich der Effekt zumindest in kleinem Rahmen weit wenig stark auswirkt als angenommen. Die in Zukunft höheren CO2-Werte in der Luft würden dem entgegen wirken, schreiben die Forscher im Fachjournal "PNAS".

"Es besteht Sorge, dass der globale Kohlenstoffkreislauf durch extreme Klimaereignisse stark beeinflusst wird, weil die Ökosysteme in Zeiten von Hitze und Trockenheit deutlich weniger CO2 aufnehmen können, als sie abgeben", sagte Michael Bahn vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Zumindest im Grasland, wo man dies nun untersucht habe, passiert das aber nicht so drastisch, wie befürchtet.

Die Forscher haben unter der Leitung von Jacques Roy vom französischen Forschungsinstitut CNRS in Montpellier jeweils ein paar Quadratmeter intaktes Grasland inklusive Boden vom französischen Zentralmassiv in "Ökotron"-Kammern verpflanzt. Das sind große abgeschlossene Klimakammern, die den natürlichen Lichtverhältnissen ausgesetzt sind, doch man kann gleichzeitig die Umweltbedingungen manipulieren und Vorgänge wie die CO2-Aufnahme und -Abgabe des Ökosystems messen, so Bahn.

Simulierte Zukunft

Die Ökologen haben diese intakten Gras-Ökosysteme eine ganze Vegetationsperiode vom Frühling bis Spätherbst entweder bei aktuellen CO2-Bedingungen in den Kammern wachsen lassen, oder bei den um ein Drittel höheren CO2-Werten, die für 2050 prognostiziert werden. Dabei simulierten sie auch extreme Hitzewellen und Trockenzeiten.

Bei den erhöhten CO2 Mengen in der Luft sind die Folgen eines solchen Extremereignisses deutlich schwächer, berichten sie. Während einer starken Hitze und Trockenheit war dann die CO2-Aufnahme der Pflanzen nicht so stark verringert, wie bei den aktuellen CO2-Werten, und sie erholten sich danach wesentlich rascher.

Düngen nach der Trockenzeit

Grund dafür ist wohl eine Kopplung der Kohlenstoff- und Stickstoffkreisläufe, so Bahn. "Als der Boden nach längerer Hitze und Trockenheit wieder befeuchtet wurde, setzten die Mikroorganismen darin größere Mengen an für Pflanzen verwertbare Stickstoffverbindungen frei", erklärte er. Bei erhöhtem CO2 in der Luft konnten die Pflanzen den Stickstoff besser für ihr Wachstum nützen.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung seien auch auf Österreich übertragbar, meint Bahn. Die selbe Art von Grasland ist nämlich hierzulande verbreitet in den Alpen und Voralpen zu finden. (APA, red, 17.5.2016)