Wien – Jedes dritte Smartphone ist mit Lautsprechern aus Österreich ausgestattet. Dass die Kommunikation via Mobiltelefon störungsfrei funktioniert, damit hat auch Infineon zu tun. Der Halbleiterkonzern, der in Österreich rund 3500 Leute beschäftigt, gehört wie der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV) zu den forschungsstärksten Unternehmen Österreichs. Boehringer etwa investiert jährlich 200 Millionen Euro in die Forschung, bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden. Nicht allen Österreichern ist auch geläufig, dass Siemens in Wien U-Bahn-Garnituren herstellt oder Konsumgüterhersteller Henkel seit 1927 in Wien produziert – mitten im Wohngebiet. "Und das trotz Hochlohnland und komplizierter Bürokratie", sagt Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun.

Diese und weitere rund 250 so genannte Leitbetriebe sichern zigtausende Jobs in Österreich und investieren kräftig in Forschung und Entwicklung:_Das ist die Botschaft, die die vier Österreich-Chefs der deutschen Konzerne am Dienstag bei einem Pressetermin durch eine Studie untermauern.

Alleine Siemens, Infineon, Boehringer Ingelheim und Henkel würden in Österreich rund 42.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt sichern, hat das Industriewissenschaftliche Instituts (IWI)im Auftrag der Firmen in Zahlen gegossen "was wir intern ohnehin gewusst haben", sagt Hesoun. Ihre Steuer- und Sozialbeitragseffekte beliefen sich demnach auf mehr als 1 Milliarde Euro.

Dass die Studienpräsentation just mit dem Tag der Angelobung des neuen Bundeskanzlers zusammenfällt ist Zufall, fügt sich aber gut. Was sich die heimische Wirtschaft vom neuen Bundeskanzler wünscht, entspricht aber ohnedies den langjährigen Forderungen der Industrie, sagt Hesoun: "Abbau der Bürokratie und flexiblere Arbeitszeiten, um den Standort Österreich wettbewerbsfähiger zu machen." Günter Thumser, Präsident des Waschmittelherstellers Henkel CEE, wünscht sich, dass sich die neue Regierung mit dem Thema Arbeitszeitflexibilisierung befasst. Österreich habe gegenüber osteuropäischen Ländern einen deutlichen Wettbewerbsnachteil. "Mitarbeiter, die aus Osteuropa zu uns zur Ausbildung kommen, verstehen nicht, dass sie fünf Minuten vor der zehnten Stunde das Haus verlassen müssen."

Von etwaigen und realen politischen Unwägbarkeiten werde man sich nicht beirren lassen, sagt Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka: Wir werden weiterhin unsere sachlich Argumente vorlegen und wir haben auch etwas zu sagen." (rebu, 17.5.2016)