"Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir eines Tages in Österreich ein hochqualitatives, flächendeckendes Tankstellennetz besitzen", sagt der Mol-Chef Ferenc Horvath.

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Wien – Der ungarische Öl- und Gaskonzern Mol will in Österreich wieder Tankstellen betreiben, nachdem sich das Unternehmen im Vorjahr aus dem Markt zurückgezogen hat. "Wenn ein von der Größe und Qualität her passendes Tankstellennetz zum Verkauf steht, sind wir bereit, es zu kaufen und zu betreiben", sagte Mol-Vorstand Ferenc Horvath im "WirtschaftsBlatt" (Dienstagsausgabe).

In Zukunft wolle die MOL wieder als "Retailer" auf dem österreichischen Markt auftreten. Es gebe schon seit einigen Jahren einige Objekte in diesem Bereich. "Ich kann heute zwar nichts Konkretes dazu sagen, aber ich kann bestätigen: Wir haben nicht aufgegeben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir eines Tages in Österreich ein hochqualitatives, flächendeckendes Tankstellennetz besitzen."

Markt gesättigt

Im Retailbereich sei man Marktführer in Ungarn, Kroatien und in der Slowakei. In Tschechien, Rumänien, Serbien und Slowenien gehöre man zu den drei führenden Anbietern. Das einzige Land, in dem die Mol nicht gewachsen sei, sei Österreich gewesen. "Wir haben uns nicht deswegen zurückgezogen, weil wir nicht mehr wollten, sondern weil der Markt in Österreich schon gesättigt ist. Das Tankstellennetz, das wir in Österreich betrieben haben, hat nicht gut funktioniert und war auch zu klein."

Die Mol sei in Österreich stark im B2B-Bereich präsent. "Pro Jahr verdienen wir auf dem österreichischen Markt rund 900 Mio. Euro mit dem Verkauf von Raffinerieprodukten." Man habe größere logistische Netzwerke, Depots und viele Großhandelskunden, so Downstream-Vorstand Horvath.

Gutes Jahr für Downstream

2015 sei für den Downstream-Bereich das bisher beste Jahr gewesen, vor allem was die Profitabilität angehe, und habe die Verluste der Gruppe im Upstream-Bereich auffangen können, der wie bei allen Ölkonzernen unter den niedrigen Ölpreisen leide. Vom Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 2,5 Mrd. US-Dollar (2,2 Mrd. Euro) insgesamt seien 1,7 Mrd. Dollar aus dem Downstream-Bereich gekommen. Zwischen 2012 und 2014 habe man 500 Mio. Dollar an Kosteneinsparungen erreicht. Das Effizienzprogramm sei 2014 ausgelaufen, man habe sich entschlossen, dasselbe Programm in derselben Höhe noch einmal aufzusetzen.

"Im Raffineriebereich werden wir uns auch in Zukunft auf die Effizienz konzentrieren und planen keine größeren Zukäufe." Der Prozess, welche der beiden Raffinerien in Kroatien geschlossen werde, laufe noch. Diese gehörten der kroatischen Tochter INA, bei der es einen zweiten Shareholder gebe, der ebenfalls zustimmen müsse. "Wir zielen darauf ab, die Raffineriekapazitäten an einem Ort zusammenzufassen."

Zeit zu Zeit

Es habe wirtschaftlich keinen Sinn, wenn die Raffineriekapazitäten zwei- bis dreimal höher seien als die lokale Nachfrage. Die Raffinerie in Siska arbeitet bereits jetzt schon nur noch von Zeit zu Zeit. Rijeka habe eine höhere technische Komplexität und damit auch die größere Chance, weiterbetrieben zu werden. "Bisher ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen, aber sie wird kommen", so Horvath.

Die Anteile von nicht-russischem Öl habe die MOL in den letzten Jahren erhöht, mittlerweile beziehe man 15 Prozent des Raffinerierohölbedarfs aus der Adria, in Kroatien sogar mehr als die Hälfte. Das werde man auch in den kommenden Jahren weiter vorantreiben, nicht aus Sorge um die Versorgungssicherheit, sondern aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen. (APA, 17.5.2016)