Wer nicht zum Glimmstängel greift, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes. Er hilft auch, die Gesundheitskosten zu senken, haben US-Forscher berechnet.

Foto: Regine Hendrich

Wien/San Francisco – Im Jahr 2014 betrugen die staatlichen Gesundheitsausgaben in Österreich rund 27 Milliarden Euro, die privaten Kosten beliefen sich auf über 9 Milliarden Euro. Der Statistik Austria zufolge entspricht das in Summe elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Laut US-Wissenschaftern ließe sich durch das Eindämmen des Zigarettenkonsums Geld einsparen: Demnach bewirkt ein Prozent weniger Raucher in der Bevölkerung 0,1 Prozent weniger Gesundheitsausgaben insgesamt, berechneten die Forscher.

Der Gesundheitsökonom James Lightwood und der Kardiologe Stanton Glantz von der University of California in San Francisco (UCSF) veröffentlichten kürzlich in der Fachzeitschrift Plos ihre Ergebnisse. Die Wissenschafter haben dazu die Daten über Raucher und Gesundheitsausgaben in den USA zwischen 1992 und 2009 für 50 US-Bundesstaaten plus Washington DC analysiert: "Wir fanden, dass ein Prozent weniger Raucher-Prävalenz bzw. ein Prozent weniger verbrauchter Zigarettenpackungen je Raucher mit 0,118 bzw. 0,108 Prozent weniger Gesundheitsausgaben verbunden ist."

Jugend greift weniger häufig zu Zigaretten

Reduziere sich der Anteil der Raucher in einer US-Bevölkerungsgruppe von 21,2 auf 20,1 Prozent, würde man sich bereits pro Einwohner jährlich 37,9 US-Dollar (33,28 Euro) an Gesundheitsausgaben ersparen. Ganz ähnlich sehe dieses Potenzial je Packung weniger gerauchter Zigaretten aus. Immerhin stehen 30 Prozent aller Krebserkrankungen mit dem Rauchen im Zusammenhang, 90 Prozent der Lungenkrebserkrankungen entstehen durch Tabakkonsum.

Österreich liegt bei den Gesundheitsausgaben pro Kopf (Stand 2013) über dem OECD Durchschnitt, und zwar mit 4.553 US-Dollar (4.148,14 Euro) pro Jahr (OECD: 3.453 US-Dollar/3.145,96 Euro). Spitzenreiter waren 2013 die USA mit 8.713 Dollar (7.938,23 Euro). Dies gilt auch in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt: Die USA wendeten hier 16,4 Prozent vom BIP für Gesundheit auf, Österreich damals 10,1 Prozent, die OECD gesamt 8,9 Prozent.

Laut den US-Wissenschaftern zahlen sich auch Sofortmaßnahmen zum Nichtraucherschutz aus. US-Berechnungen hätten ergeben, dass Rauchverbote oft schon binnen eines Monats zu zehn bis 20 Prozent weniger Spitalsaufnahmen wegen akuter Herzinfarkte, anderer akuter Herz-Zwischenfälle, Schlaganfälle, Asthma und sonstiger Lungenerkrankungen führen. In Österreich rauchen 21 Prozent der Menschen täglich, elf Prozent gelegentlich. "68 Prozent sind Nichtraucher. Bei Jugendlichen nimmt der Zigarettenkonsum ab", sagte vor wenigen Tagen Suchtforscher Alfred Uhl. So hatten 2003 49 Prozent der österreichischen Jugendlichen in den vorangegangenen 30 Tagen zumindest eine Zigarette geraucht. 2015 waren es 29 Prozent.

"Raucherparadies" Österreich

Die derzeitige Situation in Österreich ist für US-Experten ziemlich unverständlich. "Ich fühle mich hier in Wien wie in einer Zeitmaschine, die mich 30 Jahre zurückversetzt hat", sagte Glantz aus Anlass eines internationalen Symposiums der Akademie der Wissenschaften zum Thema "Tobacco Control".

"Wir haben in Kalifornien rauchfreie Restaurants, Bars, Casinos und sogar einige rauchfreie Strände. Es wird daran gedacht, das Alterslimit für den Kauf von Zigaretten auf 21 Jahre hinaufzusetzen. Wir hatten vor 20 Jahren rund 25 Prozent der Bevölkerung, die rauchten. Vergangenes Jahr waren es elf bis zwölf Prozent. Die meisten der Raucher rauchen weniger als zehn Zigaretten pro Tag, nur noch fünf Prozent eine Packung pro Tag", so Glantz. (APA, red, 17.5.2016)