18 Jahre jung und schon Grand-Prix-Sieger: Max Verstappen.

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Der Start klappte ohne Probleme, wenig später schepperte es. Beide Mercedes beendeten das Rennen im Kiesbett.

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Montmelo – Der Niederländer Max Verstappen hat am Sonntag Formel-1-Geschichte geschrieben. Der 18-Jährige gewann in Montmelo bei Barcelona als bisher jüngster Pilot einen Grand Prix. Verstappen entschied sensationell bereits sein erstes Rennen für Red Bull für sich. Der Teenager war erst vor zehn Tagen vom Zweitteam Toro Rosso zu Red Bull Racing hochgezogen worden.

Verstappen setzte sich vor den Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel durch. Sein Teamkollege Daniel Ricciardo wurde Vierter. Der bisher letzte Red-Bull-Sieg datiert von Ende August 2014 in Belgien. Verstappen ist nicht nur der jüngste Formel-1-Sieger der Geschichte, sondern auch der erste aus den Niederlanden.

Nach starken Vorstellungen in den Trainings und im Qualifying, das er als Vierter beendet hatte, lieferte Verstappen sein bisheriges Meisterstück ab. "Unfassbar. Ich kann es nicht glauben", wiederholte er nachher immer wieder. "Das ist eine riesengroße Überraschung."

Bisher war erst ein anderer Niederländer auf einem Formel-1-Podium gestanden: Jos Verstappen, sein Vater, war 1994 im Benetton in Ungarn und Belgien jeweils Dritter.

Malheur bei Mercedes

Möglich wurde Verstappens Triumph durch den Ausfall beider Mercedes-Piloten. Die beiden favorisierten "Silberpfeile" schieden bereits in der ersten Runde nach einer Kollision aus.

Seriensieger Rosberg, der von Startposition zwei gut weggekommen war, zog in der ersten Kurve außen an Pole-Position-Mann Hamilton vorbei. In der ersten kurzen Geraden versuchte es der Brite innen, Rosberg jedoch machte die Gasse zu, Hamilton kam auf das Gras, wo er die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Er touchierte Rosberg rechts hinten, der Deutsche drehte sich und beide landeten im Kiesbett.

Lauda fand anschließend als Erster ziemlich eindeutige Worte. "Lewis ist zu aggressiv. Er hätte es dort niemals probieren dürfen", sagte der Österreicher. Dass die zwei "Silberpfeile" wegen eines selbst verschuldeten Crashs ausfielen, sei für ihn inakzeptabel und unglaublich, meinte er auf dem Weg ins Mercedes-Motorhome.

"43 Punkte in der Mülltonne"

"Es war dumm. Wir hätten das Rennen gewinnen können", stellte Lauda klar. Motorsportchef Toto Wolff stimmte ihm zu: "Das war ein Sieg oder ein erster und zweiter Platz für das Team, die weggeworfen wurden. 43 Punkte in der Mülltonne, und viel Arbeit, die in den letzten Wochen in den Motor und ins Auto geflossen ist. Das wissen die beiden auch und so fühlen sie sich."

"Es war ein normaler Rennunfall"

Die Schuldfrage ist nicht einfach zu klären, meinte Wolff. "Es ist nicht so, dass man einem ausschließlich die Schuld zuweisen könnte", sagte der Österreicher. "Wenn man sich die Bilder oft genau anschaut und die Daten, ist es zumindest nicht schwarz und weiß. Schauen wir einmal, was die Stewards sagen." Die Rennleitung untersuchte den Vorfall im Anschluss, Wolff ging nicht von einer Bestrafung aus. "Meiner Meinung nach kann es keine Strafe geben, es war ein normaler Rennunfall." Die Reaktion von Lauda kommentierte er wie folgt: "Der Niki hat die Fahrer-Kappe auf, das ist auch richtig so."

Interne Sanktionen soll es nicht geben. "Wir sind über die Konsequenzen hinweg nach all den Jahren. Die beiden haben wirklich super Rennen geliefert. Wir haben sie auch Rennen fahren lassen gegeneinander. Das so etwas mal passiert, war absehbar. Ich bin da ein klein wenig ruhiger als vor zwei Jahren", erklärte Wolff. "Vielleicht müssen sie sich ein bisschen mehr besinnen."

Red Bull vs. Ferrari

Nach dem Crash der "Silberpfeile" und der folgenden Safety-Car-Phase entwickelte sich ein packender Zweikampf zwischen Red Bull und Ferrari. Verstappen absolvierte fast die Hälfte der Renndistanz, nämlich 32 Runden, mit dem gleichen Reifensatz und hielt den mit 36 doppelt so alten Räikkönen mit Bravour in Schach. Am Ende rettete er einen Vorsprung von sechs Zehntelsekunden ins Ziel.

"Es hat sich heute angefühlt wie ein Endurance-Rennen. Wir haben die exakt richtige Strategie gewählt", lobte er das Team. "Ich bin glücklich für Max und enttäuscht über mich. Ich habe es immer wieder versucht, aber es hat nicht gereicht", so Räikkönen.

"Es ist unglaublich, mit der Ruhe. Mit der Souveränität, wie der den Räikkönen abgewehrt hat, das ist unglaublich", bekräftigte Red-Bull-Berater Helmut Marko im ORF-Interview. "Ich glaube, es hätte niemand erwartet, dass er auf Anhieb so pusht. Das ist ein unglaublicher Tag", sagte Teamchef Christian Horner. Der Australier Daniel Ricciardo verpasste das Treppchen im zweiten Red Bull als Vierter knapp.

Rosberg vor Räikkönen und Hamilton

In der WM-Gesamtwertung blieb Rosberg, dessen Serie von sieben Siegen in Folge zu Ende ging, in Front. Auf Platz zwei setzte sich Räikkönen. Der Finne liegt 39 Punkte hinter dem Deutschen. Dritter ist Hamilton mit unverändert 43 Zählern Rückstand auf Rosberg. Es folgen Vettel, Ricciardo und Verstappen.

Während Mercedes daran scheiterte, den elften Sieg am Stück einzufahren, womit man den Rekord von McLaren aus dem Jahr 1988 egalisiert hätte, fand eine andere Serie eine Fortsetzung: Seit 2007 gab es in Barcelona immer einen anderen Sieger. (APA, red, 15.5.2016)

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