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Wien – Ob und vor allem in welchem Ausmaß der verstärkte Zuzug der Flüchtlinge Volkswirtschaften belastet, darüber wird derzeit heftig diskutiert. Die EU-Kommission hat etwa in ihrer Frühjahrsprognose Anfang Mai folgende Rechnung für Österreich aufgemacht: Für heuer wird ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, für 2017 von 1,6 Prozent erwartet. Auf der Habenseite sieht die EU-Behörde, dass der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen den privaten und öffentlichen Konsum sowie im Laufe der Zeit das Arbeitskräfteangebot unterstütze.

Die auch von anderen Experten konstatierten Schattenseiten: Neben anderen Faktoren (mehr Frauen, höheres Pensionsantrittsalter) wächst auch durch den Zuzug von Flüchtlingen das Angebot an Arbeitskräften. "Dieser Anstieg im Arbeitskräfteangebot kann von der österreichischen Wirtschaft im Prognosezeitraum nicht voll absorbiert werden", schätzt die EU-Kommission. Somit werde sich damit auch die Arbeitslosigkeit weiter von einer Quote von 5,7 Prozent im Jahr 2015 auf 5,9 Prozent und 6,1 Prozent im Jahr 2016 bzw. 2017 erhöhen. Ein weiterer positiver Effekt: Der private Konsum – in den vergangenen Jahren eher auf schwachen Beinen – sollte durch die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge unterstützt werden.

Aufwand versus Ertrag

In der heimischen Finanzplanung stehen zunächst aber die Aufwände im Vordergrund. So sollen etwa heuer und 2017 insgesamt 500 Millionen Euro in Sprachkurse und Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge fließen – wobei Finanzminister Hans Jörg Schelling bei der Präsentation des Zahlenwerks eher davon ausging, dass nur zehn Prozent kurzfristig einen Job finden, der Rest werde vorerst in der Mindestsicherung landen.

Dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag hat nun die London School of Economics (LSE ) eine Studie gewidmet, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Demnach sähe die Bilanz nach relativ kurzer Zeit recht positiv aus. Flüchtlinge – so das Ergebnis der Studie – bringen einer Volkswirtschaft eindeutig einen Gewinn: Jeder Euro, der für Flüchtlinge eingesetzt wird, bringt 100 Prozent Rendite, und das innerhalb von fünf Jahren, so die Studie der London School of Economics, die am kommenden Mittwoch vorgestellt wird. Mit anderen Worten: Der Gewinn, der an die Gemeinschaft zurückfließe, sei groß, so LSE-Ökonom Philippe Legrain laut F.A.S. Wo der Forscher mit anderen Experten übereinstimmt: Voraussetzung, dass die Rechnung aufgehe sei, dass ein Großteil der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werde.

Würde dies gelingen, würden die Neuankömmlinge mit ihren Einkommen die Nachfrage steigern und dem Fachkräftemangel entgegen wirken. (rebu, 15.5.2016)