Fake: Robin, der schüchterne Schildkrötenfan.

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Um den einsamen Eisenbahnfreund Robin mit dem Schildkrötentick muss man sich keine Sorgen mehr machen – er existiert nämlich nicht wirklich. Denn Jan Böhmermann hat in seiner ersten Show nach der Erdogan-Affäre die RTL-Sendung "Schwiegertochter gesucht" auf die Schippe genommen. In der Operation "Verafake" schleuste das "Neo Magazin Royale" zwei Schauspieler in Vera Int-Veens Kuppelshow ein – und führte so nach dem Varoufakis-Fake erneut Medienlandschaft und Publikum vor. Zu sehen ist, mit welchen Methoden Kandidaten öffentlich bloßgestellt werden.

Dasselbe Bild gibt es wohl auch bei anderen Formaten des Reality-Fernsehgenres: "Deutschland sucht den Superstar", wo die Beleidigungen durch "Pop-Titan" Dieter Bohlen zum Standardrepertoire gehören, ebenso "Germany's Next Topmodel", wo die durchwegs blutjungen Kandidatinnen, durch absurde Laufsteg-Challenges und Verbot des Kontakts in die Heimat gereizt, zu giftigen Oberzicken mutieren (sollen). Sendungen wie "Die Auswanderer", in denen deutschlandmüde Mitbürger im Ausland den Neustart schaffen – oder grandios scheitern. Oder "Das perfekte Dinner", wobei zumindest hier die öffentliche Demütigung nicht im Vordergrund zu stehen scheint. Und doch fragt man sich: Wie viel ist eigentlich real an den Reality-Formaten?

Wie stehen Sie zu Reality-TV?

Was zieht einen immer wieder vor den Fernseher, wenn es darum geht, "normalen" Menschen dabei zuzusehen, wie sie zumeist ungewöhnliche Situationen oder auch einfach nur ihren Alltag meistern? Sind wir insgeheim Voyeure? Ist es, wie es Böhmermann in seiner Sendung kurz sagte, ein Weg, Überlegenheitsgefühle gegenüber anderen aufzubauen? Wieso Reality-TV ansehen, wenn ohnehin klar ist, dass darin keineswegs die Realität abgebildet wird? (aan, 13.5.2016)