Dezente Vignale-Schriftzüge am Heck, an den Seiten und auf den Türeinstiegsleisten zeigen den Sonderstatus des Mondeo an. Innen gibt es Leder und Luxussitze, aber auch manch wenig schöne Plastikleiste.

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Grafik: der Standard

Vignale, das ist nicht nur der herausgeputzte Mondeo, dazu gehört auch ein eigener Kundenberater, der einen in der eigenen Lounge begrüßt, oder ein Hol- und Bring-Service bei Inspektionsterminen.

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Wien – Früher war alles besser. Das wissen wir eh. Und da müssen wir gar nicht bis zum Barocktaunus in die zweite Hälfte der 1950er-Jahre zurückdenken. Es reicht, sich an den Granada zu erinnern. Das letzte gelungene Lebenszeichen von Ford in der oberen Mittelklasse.

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Bis in die 1980er-Jahre hatten alle Hersteller von Arbeiterklasseautomobilen, die etwas auf sich hielten, einen Wagen der oberen Mittelklasse im Angebot. Der Opel Kapitän und später der Senator, der Mazda 929 oder der Fiat 130 wären bekannte Vertreter.

Von Scorpio zu Jaguar

Ford schloss dieses Engagement wenig ruhmreich mit dem Scorpio. 1986 noch Auto des Jahres, war die zweite Generation nicht mehr sonderlich begehrt und galt als technisch fehleranfällig. Ford wollte die Geschichte schnell vergessen und die edle Kundschaft zum neuen Konzernmitglied Jaguar umleiten. Das funktionierte bekanntlich auch nicht so gut.

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Aber mit einem Auge schielte man immer noch nach dem gut situierten Ford-Lord. Vor allem auch, weil sich die top-ausgestatteten Titanium-Modelle gerade bei den größeren Modellen so gut verkauften. Damit die Ford-Fahrer beim nächsten Fahrzeugwechsel nicht in die nächste Liga zu BMW, Audi oder gar Mercedes-Benz wechseln, ersann Ford Vignale.

Mondeo ist der erste Vignale

Als erstes Fahrzeug darf der Mondeo davon profitieren – und das passt im Grunde ganz gut, denn vor allem in der aktuellen Version stünde ihm der Titel "obere Mittelklasse" eigentlich eh ganz gut. Ford verschönerte also nach bestem Wissen und Gewissen den Innenraum mit viel Leder für die Premiumanmutung. Leider übersahen sie dabei aber Plastikleisten in der Mittelkonsole und die Türverkleidungen im unteren Bereich, weshalb das Ergebnis ein wenig holpertatschig daherkommt. Kleinigkeiten, zugegeben.

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Die klimatisierten Massagesitze spielen eindeutig in der Oberliga. Die äußere Optik mit den verdunkelten Scheiben und dem Panoramadach sowieso.

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Lenkung und Fahrwerk sind für Ford ein Heimspiel. Knackig und direkt. Wunderbarst. Mag nur sein, dass manch einer in der Luxusliga mehr Komfort als Ehrlichkeit sucht. Dem ist dann dafür egal, dass unser allradgetriebener Testwagen von einem Diesel angetrieben war. Einen solchen gab es beim ersten Granada gleich gar nicht. Früher war halt alles besser. (Guido Gluschitsch, 19.5.2016)

Nachlese:

Jaguar XF vs. Renault Talisman: Gentle- gegen Frenchman

Ford Mondeo Hybrid: Heimlich, still und weise

Kia Optima: Warme Hände und nah dem Himmel