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Pianist Jason Moran half ...

Foto: AP /Blue Note Records, Clay Patrick McBride

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... Saxofonist Charles Lloyd bei dessen Meditationen und setzte seine Möglichkeiten dezent ein.

Foto: AP/Blue Note Records, D. Darr

Wien – Unmöglich, nicht an Michel Petrucciani – den großen kleinen Pianisten aus Frankreich – zu denken. Ebendiesem war zu verdanken, dass US-Saxofonist Charles Lloyd in den 1980ern sein langes Schweigen brach und wieder begann, Konzerte zu geben. Auch mit Petrucciani, der an der Glasknochenkrankheit litt. Mitunter trug ihn Lloyd – wie ein Baby in seinen Armen – auf die und von der Bühne; es war das Duo Symbol musikalischer wie menschlicher Verbundenheit.

1999 starb Petrucciani, Lloyd aber reifte endgültig zu einem der letzten großen Stilisten des Saxofons, an dessen Duoseite nun Jason Moran behutsam in die Tasten greift. Moran, einer der wichtigen jungen Pianisten mit weitem Stilhorizont, der es verdienen würde, in diesem offenen Haus der Musik auch als Solist präsentiert zu werden, klingt im Großen Saal bisweilen wie ein Vetter des Romantikers Keith Jarrett.

Sein klares Spiel mündet oft in langlebigen Arpeggi weniger Akkorde, was mit Lloyds Vorliebe für friedvolle Atmosphäre zu tun hat. Auf von Moran ausgebreiteten Flächen wird Lloyd der instrumentale Lyriker mit dem samtigen Ton, der bisweilen intonatorische Problemchen hat, allerdings delikat im Stile der Abgeklärtheit haucht und alle kleinen Unfälle ausbügelt. Nur zwischendurch streut er schnelle Linien aus farblichen Gründen ein.

Moran ist vielleicht etwas zu höflich bedacht, Lloyds fragilem Spiel mediative Aura zu verleihen. Legt Lloyd eine Pause ein, ist Moran auf sich gestellt, wird bemerkbar, welche Gestaltungskraft hinter kollegialer Behutsamkeit schlummert. Es klingt nach Cecil Taylor, mit Intensität geht es Richtung freie Tonalität, wobei um die Ecke gleich Stride Piano und Ragtime warten.

Diese Stilwechsel sind quasi Jason Morans Spezialität. Er bezieht aus ihnen Inspiration wie dramaturgische Pointen, er integriert Tradition und Moderne oft innerhalb eines Solos organisch in seine individuelle Ausdruckswelt. Es waren aber nur Augenblicke – der Rest war Behutsamkeit für Lloyd. Einst, mit Petrucciani, klang es etwas kommunikativer und unbeschwerter. (Ljubisa Tosic, 13.5.2016)