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Die größte Protestveranstaltung fand in Köln statt.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Frankfurt/Köln – Vor der möglicherweise entscheidenden Tarifverhandlung hat die deutsche IG Metall noch einmal die Muskeln spielen lassen. Allein am Verhandlungsort Köln zogen rund 8.000 Metaller durch die Stadt und verlangten auf Transparenten ein "Angebot mit Respekt".

Noch vor dem Beginn der Gespräche mit NRW-Metall wollte der IG-Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler zu den Gewerkschaftern sprechen. Auch an anderen Orten ließen noch einmal Metaller die Arbeit für einige Stunden ruhen.

Kritik von Arbeitgebern

Der Verhandlungsführer der NRW-Arbeitgeber, Arndt Kirchhoff, hatte die anhaltenden Warnstreiks als belastend kritisiert. "Die IG Metall muss sich überlegen, ob es klug ist, selbst im Vorfeld einer ganz entscheidenden Verhandlung noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen", sagte Kirchhoff der Deutschen Presseagentur. "Ein solches Kampfgehabe kann in einem lösungsorientierten Verhandlungsprozess schnell kontraproduktiv wirken", so Kirchhoff.

Wenn die Tarifparteien am Nachmittag zusammentreten, sind die Positionen noch weit voneinander entfernt: Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit 3,8 Millionen Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld innerhalb einer einjährigen Laufzeit. Die Arbeitgeber haben für 24 Monate Entgelterhöhungen in zwei Stufen angeboten, die sich auf 2,1 Prozent summieren – dazu soll es einmalig 0,3 Prozent geben.

Außerdem haben die Arbeitgeber Sonderregelungen für wirtschaftlich schwache Betriebe vorgeschlagen. Laut IG Metall wollen sie dafür an das Weihnachtsgeld der Beschäftigten gehen. Giesler hat es vor seiner Tarifkommission abgelehnt, nach der Tarifrunde im Betrieb über eine Differenzierung des Tarifabschlusses zu verhandeln.

Weitere Streiks drohen

Für den Fall des Scheiterns hat die IG Metall für die Woche nach Pfingsten mit neuartigen Tagesstreiks gedroht, die sie sich erst im vergangenen Jahr in die Satzung geschrieben hat. Betriebe könnten danach ohne Urabstimmung nicht nur wie bisher wenige Stunden, sondern komplette Tage stillgelegt werden. Die Arbeitgeber haben diese Tagesstreiks als unverhältnismäßig kritisiert und wollen bei einem Einsatz gerichtlich dagegen vorgehen.

Sollten die Gespräche nicht zum angestrebten Erfolg führen, könnte am Freitag auch in Baden-Württemberg weitergesprochen werden. Die bereits für den Mittwoch vereinbarten Gespräche im Dauer-Pilotbezirk waren auf Freitag verschoben worden. An den Verhandlungen in Köln nehmen die Bundesspitzen der IG Metall und des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall teil. Auch Südwestmetall-Chef Stefan Wolf und sein Gegenpart, IG-Metall-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger, wollten nach Köln reisen, um auf Ballhöhe zu bleiben. (APA, 12.5.2016)