Kopie des Originalbauplans eines Lilienthal-Gleiters, der nun vom DLR nachgebaut wurde.

Foto: DLR (CC-BY 3.0)

Der Gleiter wird im Windkanal getestet.

Foto: DLR (CC-BY 3.0)

Göttingen – 125 Jahre nach den ersten erfolgreichen Flügen Otto Lilienthals haben Experten ein Fluggerät des Luftfahrtpioniers nachgebaut. Sie wollen damit unter anderem die Ursache für Lilienthals tödlichen Absturz im Sommer 1896 klären. Es soll auch der Nachweis erfolgen, dass Lilienthal ein Flugzeug gebaut hat, das um alle drei Achsen stabil ist.

Entsprechende Versuche begannen am Donnerstag im deutsch-niederländischen Windkanal im niederländischen Marknesse, wie das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen mitteilte. Lilienthal hatte im Frühjahr 1891 in Derwitz bei Berlin die ersten von Erfolg gekrönten Flüge mit einem selbst entworfenen und gebauten Gleitflugzeug unternommen. In den darauffolgenden Jahren folgten Hunderte weitere Flüge, unter anderem am künstlich aufgeschütteten "Fliegeberg" im heutigen Berliner Ortsteil Lichterfelde. Am 9. August 1896 stürzte Lilienthal bei Stölln in den Rhinower Bergen ab und erlag seinen schweren Verletzungen.

Technikanalyse und Würdigung

Den Lilienthal-Gleiter ließ das DLR nun nach Originalplänen nachbauen. Die Untersuchungen an dem Nachbau sollen neben der genauen Ursache für den tödlichen Absturz Lilienthals auch Fragen nach der Reichweite des Gleiters und nach den damit möglichen Flugmanövern beantworten. Ferner soll das Profil der Flügel auf Gemeinsamkeiten mit den heutigen Flügelprofilen untersucht werden.

"Mit dem Projekt wollen wir nicht nur die Wurzeln der Luftfahrt wissenschaftlich analysieren, sondern auch einen der größten Luftfahrtpioniere der Welt würdigen", sagte DLR-Vorstandsmitglied Rolf Henke. Lilienthals Erfolge beruhten nicht nur auf seiner Beobachtung des Vogelflugs, sondern auch auf systematischen aerodynamischen Studien, die er ab 1866 mit seinem Bruder Gustav unternahm.

Anlässlich des 125. Jubiläums des ersten Menschenflugs würdigte die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries (SPD), die Verdiente Lilienthals. "Mit Otto Lilienthal brach ein neues Zeitalter an", erklärte Zypries. "Auch wenn seine Geschichte tragisch endete, hat Otto Lilienthal den Weg geebnet, der ins Zeitalter der modernen Luftfahrt führt." (APA, red, 12.5.2016)