Christine Lagarde

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Washington – Weltweit werden pro Jahr Bestechungsgelder in Höhe von 1,5 bis zwei Billionen US-Dollar gezahlt. Darauf hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, vor dem am Donnerstag in London beginnenden Internationalen Korruptionsgipfel hingewiesen. Das entspreche einem Volumen von zwei Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

Bestechung sei nur ein kleiner Teil aller möglichen Formen von Korruption, schrieb Lagarde in einem Essay, das sie am Mittwoch in Washington vorlegte. Lagarde wies auch auf Dominoeffekte hin. "Wenn die Gewährung einer Ausnahme bei einer Steuerzahlung als ein Ergebnis von Bestechung angesehen wird, dann ist es nicht überraschend, dass die Öffentlichkeit weit weniger bereit ist, die Steuergesetze einzuhalten", schrieb die Französin.

Korruption habe negative Einflüsse auf die gesamte Gesellschaft. Sie behindere Bildungschancen, das Wirtschaftswachstum, die Infrastruktur. Zahlreiche Beispiele belegten, dass der Kampf gegen Korruption erfolgreich sein kann. "Den Mythos, es sei ein kulturelles Problem, akzeptiere ich nicht", schreibt Lagarde. Es gebe Beispiel für Länder, die sehr erfolgreich gegen Korruption vorgegangen seien. In einigen Entwicklungsländern sei das Problem geringer als in einigen entwickelten Ländern.

Großbritannien will Register für ausländische Firmen

Die konservative britische Regierung richtet ein Register für ausländische Firmen ein, die darin ihren Besitz in England und Wales offen legen müssen. Dies kündigte Premierminister David Cameron am Donnerstag vor Beginn des Antikorruptionsgipfels an.

Demnach muss der Name des wirklichen Besitzers genannt werden, bislang treten vor allem auf dem Immobilienmarkt der Hauptstadt meist nur Offshore-Firmen als Eigentümer auf. Die Neuregelung betreffe sowohl ausländische Unternehmen, die bereits am Ort seien als auch solche, die Eigentum erwerben wollten oder sich um Regierungsaufträge bemühten, hieß es in der in London veröffentlichten Erklärung. Das Register, das nächsten Monat eingerichtet werden soll, sei das erste seiner Art weltweit. Das "Übel der Korruption" sei mit den dringendsten Problemen der Welt eng verknüpft, erklärte Cameron. Daher müsse Korruption global besser abgestimmt bekämpft werden.

Gipfeltreffen

In London kommen am Donnerstag Vertreter von rund 40 Staaten zu dem Antikorruptionsgipfel zusammen. Vertreten sind unter anderen die USA, Russland sowie Afghanistan und Nigeria. Auch der Internationale Währungsfonds, die Weltbank udn Nichtregierungsorganisationen nehmen auf Einladung Camerons teil. Auf der Konferenz soll nach dem Willen Camerons eine internationale Erklärung gegen die Korruption unterzeichnet werden. Diese soll die Beteiligten zur Zusammenarbeit verpflichten und anerkennen, dass Korruption die Bemühungen im Kampf gegen Armut und Terrorismus untergräbt.

Das Treffen in London findet nur rund einen Monat nach der Veröffentlichung der "Panama Papers" statt. Dadurch war enthüllt worden, wie die in dem zentralamerikanischen Land angesiedelte Kanzlei Mossack Fonseca Spitzenpolitikern, Sportstars und anderen Prominenten dabei half, Steuern zu vermeiden. Auch Cameron geriet wegen einer Beteiligung an der Briefkastenfirma seines Vaters unter Druck. (APA, 12.5.2016)