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Das Ausschütten von Liquidität ist unter Aktionären grundsätzlich gern gesehen. Mit der richtigen Strategie können Anleger mit geeigneten Dividendenaktien den Gesamtmarkt weit hinter sich lassen, wie aus einer Studie hervorgeht.

Foto: dpa-Zentralbild/Jochen Eckel

Wien – Der Wiener Leitindex ATX hat sich von seinem Februar-Tief wieder recht gut erholt. Aktionäre können sich in diesen Tagen aber auch über etwas anderes freuen: ihre Dividende. Denn in den vergangenen Wochen haben die ATX-notierten Unternehmen zur Präsentation ihrer Jahresbilanzen geladen und sich dort zur Ausschüttung geäußert. Demnach haben die ATX-Unternehmen im Vorjahr rund 2,9 Milliarden Euro an Gewinnen erwirtschaftet und werden 1,7 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner ausschütten. Das geht aus der Dividenden-Studie der Arbeiterkammer Wien hervor.

Zum Vergleich: Im Vorjahr flossen 1,5 Milliarden Euro an die Aktionäre – und das, obwohl die heimischen Blue Chips damals in Summe einen Verlust von 600 Millionen Euro eingefahren hatten.

Mehrheit erhöht Dividende

Mehr als die Hälfte der ATX-Unternehmen haben heuer sogar höhere Dividendenvorschläge zu den Hauptversammlungen eingereicht. "Allerdings haben sich die Ausschüttungsquoten aufgrund der guten Gewinnsituation deutlich reduziert", sagt AK-Experte Markus Oberrauter. Mit fast 60 Prozent liegen sie aber immer noch auf einem hohen Niveau. Einzig die Anteilseigner der Raiffeisen Bank International gehen heuer bei der Dividende leer aus.

Mit 40 Prozent der Unternehmen stellt der Bereich Industrie den größten Teil der ATX-Konzerne dar. Die acht diesem Segment zuzurechnenden Unternehmen haben ihr Ergebnis im Vorjahr um 64,7 Prozent verbessert und einen den Aktionären zurechenbaren Gewinn von 1,08 Milliarden Euro erwirtschaftet. Den Gesellschaftern werden 453,3 Millionen (plus 14,1 Prozent) Euro als Dividende ausgeschüttet. Im Segment Infrastruktur wurde 2015 ein den Aktionären zurechenbares Ergebnis von rund 438,7 Millionen erwirtschaftet. Dem stehen Ausschüttungen von 164,9 Millionen gegenüber. Während die Telekom Austria laut AK die Jahre überzogener Ausschüttungspolitik, die in der Folge an die Substanz des Unternehmens ging, bereits hinter sich hat, schüttet die Österreichische Post mit 131,7 Millionen Euro heuer etwa das Doppelte des erzielten Konzernergebnisses aus.

"Das ist bedenklich", sagt Oberrauter und fordert, dass die Unternehmen den Gewinn besser für Investitionen, Forschung und Entwicklung sowie für die Ausbildung der Beschäftigten einsetzen sollten, um sich nachhaltig besser aufzustellen. So musste die OMV etwa 2015 einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro hinnehmen – dennoch werden 326,4 Millionen ausgeschüttet. Damit bleibt die OMV auch 2016 an der Spitze des Dividendenrankings. Auf Platz zwei liegt die Erste Group, die 213,4 Millionen ausschüttet.

Rekord noch nicht erreicht

Weitet man den Kreis auf alle an der Wiener Börse notierten Unternehmen aus, erhöht sich die Ausschüttungssumme auf 2,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 5,7 Prozent. Damit liegt das Dividendenvolumen aber noch immer um mehr als 20 Prozent unter der Bestmarke von 2007 (2,9 Milliarden Euro), wie aus der Studie der Research-Plattform "Dividendenadel" hervorgeht. Demach hebt aber immerhin mehr als die Hälfte der Unternehmen, die im Prime-Market notieren, ihre Ausschüttungen gegenüber dem Vorjahr an.

Die Uniqa schafft es heuer zum vierten Mal in Folge, ihre Dividende zu erhöhen, während die Kürzung bei der Vienna Insurance (um minus 57 Prozent) die fünfjährige Serie an Anhebungen beendet. Obwohl rund 70 Prozent des Dividendenaufkommens auf die 20 ATX-Titel entfallen, sind Anleger mit ATX-Papieren nicht immer auf der sicheren Seite. Denn die verlässlichsten Ausschütter finden sich laut "Dividendenadel" abseits des ATX: Von den 15 Unternehmen, die ihre Ausschüttung seit mehr als fünf Jahren nicht gekürzt haben, sind nur vier im Leitindex enthalten (Post, Wienerberger, Voestalpine, RHI).

Als Dividenden-Kaiser kann die Linzer Oberbank bezeichnet werden. Die Bank hat in mehr als 25 Jahren ihre Ausschüttung nie gesenkt, sondern stufenweise angehoben. Auch Anleger von Mayr-Melnhof können sich über 20 Jahre freuen, in denen die Dividende nie gekürzt, zuletzt aber sechsmal in Folge angehoben wurde. Die Bank für Tirol und Vorarlberg hat ihre Dividende 19 Jahre nicht gekürzt, der Caterer Do & Co hat das Zuckerl an die Aktionäre seit dem Börsengang 1998 nie reduziert.

Enormer Wertzuwachs

Dass sich die jährlichen Ausschüttungen in Summe bezahlt machen, zeigt eine Rechnung von "Dividendenadel": Wer stets zu Jahresanfang die Aktien der sieben Unternehmen ins Depot gepackt hat, die am längsten ohne Dividendenkürzung ausgekommen sind, konnte seit 2004 inklusive reinvestierter Ausschüttungen bis zu 610 Prozent Wertzuwachs verbuchen. Zum Vergleich: Dem ATX Total Return Index ist in dieser Zeit nicht einmal eine Verdoppelung gelungen.

In Summe könne sich das heurige Dividendenjahr jedenfalls sehen lassen, sagt Christian Röhl, Gründer von "Dividendenadel" und Autor der Studie. Da die Unternehmen nach wie vor weniger als 50 Prozent der Vorjahresgewinne an die Anleger ausschütten, sieht Röhl ein finanzielles Polster bei den Unternehmen, damit diese die Dividende in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten stabil halten können. "Nur müssen gerade die ATX-Konzerne das dann auch tatsächlich tun und nicht wie in der Vergangenheit bei jeder kleinen Ertragsdelle die Ausschüttung kürzen", sagt Röhl. Denn gerade in diesem Zinsumfeld brauchten Investoren verlässliche Dividenden. (Bettina Pfluger, 12.5.2016)