Verwandte der vermissten Passagiere protestieren vor der Botschaft Malaysias in Peking. Sie fordern mehr Transparenz.

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Saint-Denis/Kuala Lumpur/Kiel – Die auf Flug MH370 verschollene Boeing 777 der Malaysia Airlines ist nach Einschätzung von Meeresforschern nördlich des derzeitigen Suchgebiets in den Indischen Ozean gestürzt. Das wahrscheinlichste Herkunftsgebiet der gefundenen Wrackteile liege im Vergleich zu ersten Berechnungen vom vergangenen September aber weiter südwärts, teilte das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel mit.

Unter dessen Leitung hatte ein europäisches Wissenschafterkonsortium eine neue Analyse erarbeitet. Gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich und Großbritannien präzisierten Kieler Forscher Computersimulationen der möglichen Drift der Flügelklappe, die im Juli vergangenen Jahres auf der Insel La Reunion gefunden worden war. Die kürzlich an anderen Küsten des südwestlichen Indischen Ozeans gefundenen Wrackteile passen nach Angaben der Kieler Forscher in ihre Interpretation. "Die Meeresströmungen durch den sogenannten Mosambikkanal und an die afrikanische Küste stellen quasi eine Fortsetzung der Route dar, die auch an La Reunion vorbeiführt", erklärte Arne Biastoch.

Frist bis Ende Juni

Der australischen Koordinierungsstelle für die Suche (JACC) sei der neue Report bekannt, gab Geomar an. Ob die Ergebnisse noch für die derzeitige Suchaktion genutzt werden, sei noch offen. Wenn das MH370-Wrack bis Ende Juni nicht gefunden wird, wollen Minister aus Malaysia, China und Australien über die nächsten Schritte entscheiden. Dies hatte der Vize-Verkehrsminister Malaysias, Abdul Aziz Kaprawi, Ende April angekündigt.

Die Maschine mit 239 Menschen an Bord war im März 2014 zunächst spurlos verschwunden. Die meisten Insassen waren Chinesen. Das Wrack wird im Indischen Ozean westlich von Australien vermutet. Bergungsspezialisten suchen in einem 120.000 Quadratkilometer großen Gebiet bisher vergeblich.

Mehr als fünf Millionen Partikel zurückverfolgt

"Wir haben mehr als fünf Millionen Partikel über einen Zeitraum von 16 Monaten zurückverfolgt", erläuterte der Geomar-Wissenschafter Jonathan Durgadoo zu den jüngsten Untersuchungen. "Aus dieser großen Anzahl haben wir die wahrscheinlichsten Startorte der Partikel am 8. und 9. März 2014 berechnet."

Bei den neuen Rechnungen seien zusätzliche physikalische Prozesse berücksichtigt worden, um die Drift realistischer nachzubilden, sagte Biastoch. "Dazu zählt insbesondere die Drift durch die vom Wind erzeugten Ozeanwellen." Die genutzten Computermodelle bildeten die Strömungen im Indischen Ozean sehr gut ab. "Dennoch haben Simulationen immer ihre Grenzen. Die neue Studie kann aber ein wichtiges Puzzleteil für die Suche nach MH370 sein." (APA, 11.5.2016)