Jerusalem – Bei einem Messerangriff in Jerusalem ist eine 86 Jahre alte Holocaust-Überlebende verletzt worden. Dies bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin des Krankenhauses Shaarei Zedek in Jerusalem. Die Frau werde auf der Intensivstation behandelt. In der Klinik liege auch das zweite Opfer des Angriffs vom Dienstag, eine 82-Jährige.

Die Frauen waren in einer Gruppe auf einer Promenade im Ostteil Jerusalems unterwegs, als zwei mutmaßlich palästinensische Vermummte mit Messern auf sie einstachen. Die Täter konnten nach Polizeiangaben in ein arabisches Viertel flüchten. Man suche weiter nach ihnen, sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld am Mittwoch.

Mehrere Stichverletzungen im Rücken

Die Holocaust-Überlebende habe drei Stichverletzungen am Rücken erlitten, schwebe jedoch nicht in Lebensgefahr, sagte die Krankenhaussprecherin. Die Frau lebe in einer Einrichtung für betreutes Wohnen der Jewish Agency, die für Einwanderung nach Israel zuständig ist, bestätigte der Sprecher Avi Mayer.

Seit Oktober vergangenen Jahres kommt es immer wieder zu palästinensischen Angriffen auf Israelis. Dabei sind bisher 31 Israelis getötet worden, 381 wurden teils schwer verletzt. Mehr als 200 Palästinenser kamen ums Leben, die meisten bei ihren eigenen Attacken. Als Auslöser galt ein Streit um den Tempelberg in Jerusalem, inzwischen hat die Gewalt aber eine Eigendynamik entwickelt.

Drohung mit "eiserner Faust"

Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon hat derweil die Hamas am Mittwoch vor Attacken aus dem Gazastreifen gewarnt, den die islamistische Palästinenserbewegung kontrolliert.

"Erst vor einer Woche haben wir Versuche der Hamas und anderer Terrorgruppen erlebt, unser Leben zu bedrohen und unsere Soldaten zu schädigen", sagte Yaalon bei einer Zeremonie zum israelischen Tag der Gefallenen und Anschlagsopfer auf einem Soldatenfriedhof in Tel Aviv.

Vergangene Woche hatte es nach dem Fund zweier Angriffstunnel, die nach Israel führten, vier Tage lang Feuergefechte gegeben, bei denen aus dem Gazastreifen Raketen und Mörsergranaten abgefeuert wurden, worauf die israelischen Streitkräfte mit Luftangriffen und Panzerbeschuss reagierten. "Wir werden auf alle, die sich mit uns anlegen, mit eiserner Faust reagieren, wo auch immer sie sich befinden", sagte Yaalon.

Dem Gedenktag schließt sich am Donnerstag der israelische Unabhängigkeitstag an, an dem die Proklamation des Staates Israel vor 68 Jahren gefeiert wird. Aus diesem Anlass demonstriert zudem an mehreren Orten die arabische Minderheit in Israel für ihre Rechte. Am Sonntag, dem palästinensischen Tag der Nakba ("Katastrophe") findet eine große Protestkundgebung in Ramallah im besetzten Westjordanland statt. (APA, 11.5.2016)