Ankara – Die niederländische Journalistin, die in der Türkei wegen kritischer Äußerungen über Präsident Recep Tayyip Erdogan kurzzeitig festgenommen worden war, ist auf dem Weg zurück in die Niederlande. Dies erklärte Außenminister Bert Koenders am Dienstagabend in Den Haag. Die Türkei habe das gegen die Journalistin Ebru Umar verhängte Reiseverbot aufgehoben.

Die türkischstämmige Journalistin war am 23. April vorübergehend festgenommen worden, weil sie für die niederländische Zeitung "Metro" eine kritische Kolumne über Erdogan verfasst und Auszüge daraus im Kurzbotschaftendienst Twitter verbreitet hatte. Nach einer 16-stündigen Befragung war die 45-Jährige wieder freigelassen worden, durfte die Türkei aber zunächst nicht verlassen.

"Missverständnis"

In Umars Kolumne ging es um ein Schreiben des türkischen Konsulats in Rotterdam, in dem Türken in den Niederlanden aufgerufen wurden, jede "Beleidigung" Erdogans im Internet zu melden. Das Schreiben hatte für heftige Kritik gesorgt. Das Konsulat sprach anschließend von einem "Missverständnis".

Seit der Übernahme des Präsidentenamts durch Erdogan 2014 hat sich die Zahl der Beleidigungsklagen vervielfacht. Derzeit laufen in der Türkei fast 2000 Verfahren gegen Journalisten und Künstler, aber auch gegen "einfache" Bürger. (APA, 11.5.2016)