James Chance gastiert am Mittwoch, 17.5, mit Les Contortions im Wiener Chelsea.

Wien – Revivaltauglich ist er nicht. Muss er nicht sein. Zwar dockten im neuen Jahrtausend etliche Bands an der Ära des No Wave an, doch James Chance blieb dabei meist zugunsten gefälligerer Referenzen auf der Strecke. Es dürfte ihm egal sein. Denn seine bockige, biestige Musik, die er als einer der wichtigsten Vertreter der No Wave veröffentlicht hat, empfing längst die Segnungen der Zeitlosigkeit.

Jazz und Punk

Der heute 63-Jährige wurde als James Siegfried in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Nach ersten Arbeiten mit der Band Death, die als "schwarze Stooges" galten, verließ er Wisconsin und ging nach New York. Dort infiltrierte er in den mittleren 1970ern die Free-Jazz- und Punkszene. Bald führte er beide Stile zusammen und veröffentlichte unter Aliasnamen wie James Chance, James White und mit Bands wie den Contortions, den Blacks oder Teenage Jesus and the Jerks ein vergleichsloses Werk, dass sich zudem Punk, Funk, Drogen und Disco einverleibte. Einmal alles, bitte.

Grymalkin .N Walker

Im Rahmen der andauernden Feierlichkeiten anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Wiener Veranstaltungslokals Chelsea gastiert James Chance kommenden Dienstag mit der aktuellen Inkarnation seiner Begleitband, Les Contortions.

Full Contact mit dem Publikum

Mit stechendem Blick, Küsserlippen und Smoking galt Chance als unberechenbarer Musiker, der keine Scheu besaß, die Full-Contact-Attitüde des Punk live mit Fäusten oder seinem Saxofon als Überzeugungsmitteln auszuleben. Ja, mein Gott, ein Mann auf Mission eben.

Einer, der sich längst im Legendenstatus befindet, den anhaltende Wiederveröffentlichungen seines alten Labels ZE Records beständig unterfüttern und der heute mit Elvis-Frisur live auch derb rocken oder der Orgel verdrehte Töne entlocken kann – unberechenbar wie eh und je. Karl Fluch, 10.5.2016)