So wirkt die "zweite Haut": Die Partie unter dem rechten Auge ist unbehandelt, links wurde sie mit dem Polymer "verjüngt".

Foto: Olivo Labs, LLC

Die Folie könnte aber auch medizinisch eingesetzt werden.

Foto: Melanie Gonick/MIT

Cambridge/Wien – Auf den ersten Blick scheint die Augenpartie der älteren Frau asymmetrisch mit Photoshop bearbeitet. Während sich auf der rechten Seite Tränensäcke und Fältchen abzeichnen, ist die Region unter dem rechten Auge nahezu faltenlos glatt.

Doch dieses Foto ist nicht digital nachbearbeitet worden. Vielmehr wurde auf der Partie unter dem rechten Auge eine hauchdünne zweite Haut aus Polymeren auf Silikonbasis angebracht, wie Forscher um Robert Langer (Massachusetts Institute of Technology in Cambridge) im Fachblatt Nature Materials berichten. Diese "zweite Haut" wird in einem zweistufigen Verfahren flüssig aufgetragen und hält in der aktuellen Version rund einen Tag lang.

Erstautorin der Studie ist die MIT-Wissenschafterin Betty Yu, die in den vergangenen zehn Jahren über hundert verschiedene Polymere testete, bei denen Sauerstoff- und Silikon-Atome (Siloxane) in dehnbaren Netzen angeordnet sind, sogenannten XPLs. Das bestgeeignete Polymer habe elastische Fähigkeiten, die ziemlich genau der menschlichen Haut entsprechen, so die Forscher, und funktioniere deutlich besser als ähnliche Ansätze mit Polyurethan-Filmen oder Silikon-Gelen.

Offene Fragen

Die Vorteile der "zweiten Haut": Sie gebe dem Gewebe jugendliche Elastizität zurück und verhindere zudem Feuchtigkeitsverlust; Nässe mache der Schutzfolie ebenso wenig etwas aus wie sportliche Aktivitäten. Vor allem verringert sie Alterserscheinungen an Armen und um die Augen.

Yu und ihre Kollegen räumen aber auch ein, dass es sich beim Artikel nur um eine Machbarkeitsstudie mit wenigen Probanden handelt. Noch könne man kaum etwas über mögliche Nebenwirkungen und die langfristige Verwendbarkeit sagen. Doch die grundsätzliche Wirksamkeit scheint gegeben – und zwar nicht nur in Sachen Hautverjüngung.

Die "zweite Haut" komme auch als Sonnenschutz oder für medizinische Anwendungen etwa zur Wundheilung infrage. Angaben, wann das Produkt auf den Markt kommen könnte, machten die Forscher noch nicht. (tasch, 9.5.2016)