Wien – Die Pflichtschullehrer können sich mit der Aufgabe der Integration von Flüchtlingskindern großteils identifizieren. Das zeigt eine am Montag präsentierte Online-Umfrage der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG).

An der im März und April durchgeführten Umfrage der ARGE Burnout nahmen rund 11.000 der 70.000 Pflichtschullehrer teil. Drei Viertel von ihnen konnten sich mit der raschen Aufnahme von Flüchtlingskindern an den Schulen völlig oder überwiegend identifizieren. 17 Prozent zeigten sich neutral, knapp jeder Zehnte lehnte diese überwiegend oder ganz ab.

Mehr Ressourcen

Nur knapp ein Drittel der Pädagogen war allerdings der Ansicht, dass die Integration mit den bestehenden Ressourcen an den Schulen auch gelingen kann. 45 Prozent waren der gegenteiligen Ansicht, ein Viertel zeigte sich neutral. Der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger, verlangte bei einer Pressekonferenz vor allem zusätzliche Mittel für Sprachförderung, Muttersprachenlehrer und Unterstützungspersonal wie Sozialarbeiter, Dolmetscher und Psychologen. Erste Zusagen für den Bereich Sprachförderung gebe es bereits, zumindest Ankündigungen bei den Sozialarbeitern.

Am wichtigsten ist für Kimberger eine ähnliche Vorgangsweise wie vor rund 20 Jahren: Als damals viele Flüchtlingskinder aus Ex-Jugoslawien nach Österreich gekommen seien, habe man sehr schnell Lehrer aus diesen Ländern mit Sonderverträgen angestellt.

Bei Inklusion skeptisch

Eine deutlich negativere Einstellung haben die Lehrer zur angestrebten Inklusion behinderter Kinder, also dem gemeinsamen Unterricht in Regelklassen. Mit diesem Ziel konnten sich gerade einmal 36 Prozent völlig oder überwiegend identifizieren. Knapp 40 Prozent zeigten sich ablehnend, ein Viertel neutral. Knapp drei Viertel waren außerdem der Ansicht, dass Inklusion mit den vorhandenen Ressourcen sicher oder eher nicht erfolgreich sein kann.

Nach 2014 erhob die ARGE Burnout in der Studie außerdem wieder die Belastung der Lehrer: 47 Prozent wiesen dabei einen Normalwert auf, 26 Prozent wurden als "belastet" (vorübergehende Erschöpfung, aber erholungsfähig) eingeordnet, 15 Prozent als "überlastet" (Selbstzweifel) und zwölf Prozent zur Risikogruppe (Verzweiflung) gezählt. Damit ähneln die Lehrer von ihrer Einordnung her vor allem Ärzten, während sich etwa Richter als weniger belastet einstuften.

Gegenüber 2014 nahm einerseits die Gruppe jener Lehrer zu, die Normalwerte aufwiesen (von 43 auf 47 Prozent), aber auch die Risikogruppe (von zehn auf zwölf Prozent). Erstere ist nach Vermutungen Kimbergers aufgrund der Pensionierung älterer, ausgelaugterer Kollegen gestiegen, letztere aufgrund des zunehmenden Arbeits- bzw. Zeitdrucks. Diesen gaben die Pädagogen nämlich auf Nachfrage als besonders belastend an, gefolgt von störenden Schülern, nicht kooperativen Eltern und mangelnder Wertschätzung in der Öffentlichkeit. (APA, 9.5.2016)