(Auf dem Tisch eine Vase mit Blumen.)

MARIANNE: Mmm...mmm?

RALF: Aber sicher! Das ist doch selbstverständlich, dass der Rolfi mitkommt zu Besuch am Muttertag, nicht wahr, Rolfi?

ROLFI (nickt)

RALF: Und wir haben uns auch was ganz Besonderes ausgedacht. Der Rolfi hat dir diesmal die Blumen überreicht, dafür werde ich dir ein Muttertagsgedicht sagen. Und zwar ein selbstgedichtetes.

MARIANNE (lächelnd): Mmm... mmm... mmm...

RALF: Jaja, ich weiß schon, damals ... Münterlein ... Ich hab' kein Doppel-t sagen können, nicht wahr? Stimmt zwar nicht, aber wenn du es sagst, wird's schon so sein. Und weißt du was? Ich kann es noch immer nicht.

MARIANNE: Mmm!

RALF: Nein nein, ist schon recht. Ich hab' mich damit abgefunden. Also pass auf. (Er steht auf und verneigt sich.) Der Munter // Ich schrieb es auf mit roter Tinte: / Heute ist der Tag der Munter. / Sie nährte mich an ihrer Tinte. / Drum bin heut' schon früh ich munter / und ich springe aus dem Bent –

MARIANNE (unruhig in ihrem Rollstuhl hin und her rutschend): Mmm! Mmm!

RALF (unbeirrt, heiter): – deck' den Tisch, so wie es Sinte, / kleide an mich recht adrent, / mach' Kaffee und hol' die Bunter, / Ei und Quintenmarmelade, / stell' einen Strauß noch in die Minte, / leg' ein Spitzendeckchen drunter. / Fürs Münterlein ist nichts zu schade.

MARIANNE (rüttelt an ihrem Rollstuhl): Mmm! Mmmmmm! MMMM! (Sie verstummt.)

RALF (leidenschaftlich): Munter ist die Allerbeste, / sie hat mein Leben mir geschenkt, / drum wünsch' ich ihr zu diesem –

ROLFI (der zu Marianne getreten ist): Papa! Papa!

RALF: Unterbrich mich nicht! (Deklamiert:) Drum wünsch' ich ihr zu diesem Feste, / dass sie sich –

ROLFI: Aber die Oma!

RALF: Was ist mit der Oma?

ROLFI: Mir scheimb... Ich weiß nicht ... Ob sie am Emb ...?

RALF (stürzt zu ihr): Oh Gont! Munter!

MARIANNE (öffnet die Augen, lächelt, greift nach seiner Hand.

Vorhang)

(Antonio Fian, 9.5.2016)