"In die Luft heizen" – ja oder nein? Wiener Politiker sind sich uneins.

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Wien – Nach der Inneren Stadt ziehen jetzt weitere Wiener Bezirke gegen die Beheizung von Schanigärten ins Feld. Die Heizschwammerln, die auch bei einer Ausweitung der Gastgartenöffnungszeiten auf das ganze Jahr ein wohligwarmes Sitzen im Freien ermöglichen sollen, werden über die Parteigrenzen hinweg abgelehnt. Rot, Schwarz und Grün haben sich zusammen getan, um die Heizungen aus ihren Bezirken zu verbannen.

Konkret sind es die Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger (Grüne), der Josefstadt, Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), und vom Alsergrund, Martina Malyar (SPÖ), die ihre Schanigärten heizfrei halten wollen. Mickel-Göttfert erklärte am Dienstag, dass allein in den drei Bezirken rund 500 Schanigärten liegen würden. Würden diese in den kalten Monaten beheizt, würde sich der Energieverbrauch jährlich mit jenem von 750 Haushalten decken. Dies könne Mickel-Göttfert aus Gründen des Umweltschutzes nicht unterstützen.

Vier Bezirke gegen Brauner

Insgesamt sprechen sich damit nun bereits vier Bezirke gegen die Vorschläge von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) aus. Sie präsentierte vier Varianten zur Lockerung der Winterschließung von Schanigärten – jede davon würde die Außenheizungen zumindestens erlauben. "In unserem Bezirk kann ich mir das nicht vorstellen. Am Alsergrund wollen wir nicht die Luft heizen", sagte Malyar.

Auch, dass die Heizschwammerln an höhere Abgaben gekoppelt wären, würde nichts nützen. "Dafür sehe ich keinen Grund", sagte Malyar. Dies sei in Zeiten des Klimawandels nicht zeitgemäß. Die Gäste ihrer Bezirks-Gastgärten sollen sich lieber mit Decken und einem heißen Getränk aufwärmen. "In der Arktis, bei den Inuits, gibt es ja auch keine Heizschwammerln."

Blimlinger sagte, man solle sich auf die Klimaziele der Pariser Klimakonferenz konzentrieren. Ein Außenbetrieb ohne Heizung wäre ein "kleiner Beitrag" dazu.

Gemischte Lösungen

Unter den verschiedenen Varianten – das Aufstellen von Stehtischen, von Tischen und Sesseln vor einem Lokal, die Kürzung der Wintersperre von drei auf zwei Monate, oder die ganzjährige Öffnungsmöglichkeit für Gastgärten – haben die Bezirke unterschiedliche Präferenzen. Mickel-Göttfert will eine Mischung. "So vielfältig die Gastonomie ist, so vielfältig sollten auch dieLösungen sein."

Blimlinger tendiert für die zweite Variante: Wirte sollen Tische und Stühle während der Wintermonate an der Hausmauer aufgestellen können – mit einer Breite von maximal einem Meter.

Im Neunten ist noch keine Entscheidung gefallen. Malyar tendiert in dieselbe Richtung wie Blimlinger. Allerdings könnte sie sich auch die am engsten geregelte Möglichkeit vorstellen: Einzelne Tische, die ohne Sitzmöglichkeit vor dem Lokal stehen.

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte hingegen, er sei "prinzipiell offen" für Heizschwammerl. Gasbetriebene Wärmequellen lehnt er aber ab.

Arbeiterkammer dagegen

Die Arbeiterkammer steht einer mögliche Winteröffnung der Wiener Schanigärten ablehnend gegenüber. Diese bedeute, dass es keine Saisonpause für die Anrainer gebe und eine enorme Energieverschwendung durch Heizpilze zu erwarten sei, warnte der Leiter der AK-Abteilung Kommunalpolitik, Thomas Ritt. Er forderte, den "Wildwuchs" in Sachen Gastgärten generell einzudämmen.

"Wien braucht seine Schanigärten. Aber Wien braucht auch eine klare und für alle Beteiligten faire Regelung, wie viele Tische am Gehsteig auch für die Nicht-Gäste und Anwohnerinnen und Anwohner zumutbar sind", befand Ritt. Schanigärten würden derzeit schon bei geringer Auslastung "wild im Stadtgebiet wuchern".

Dabei werde im wachsenden Wien der Platz auch für andere Zwecke gebraucht, also etwa für nichtkommerzielle Ruhezonen, Parkflächen oder einfach freie Gehsteige. Bei den Schanigärten sei die Grenze der Belastbarkeit erreicht: "Bis 23 Uhr am Abend muss genug sein."

Er sprach sich für klare Regeln aus, wo und wie viele Schanigärten Wien brauche. Dabei sei es auch sinnvoll, über den Preis eine "faire Regulierung" zu erreichen. Der öffentliche Raum werde zu günstig angeboten, kritisierte der AK-Vertreter. So koste etwa ein Quadratmeter am Graben 7,50 Euro. In Zürich lägen die Preise in vergleichbaren Lagen bei fast 62 Euro.

"Die Stadt ist Lebensraum und muss es auch bleiben", so Ritt: "Wien muss deshalb darauf achten, dass die Wienerinnen und Wiener auch im Sommer mit ihren Schanigärten leben können." Die AK setze sich deshalb dafür ein, die Schanigarten-Saison zwischen März und November zu belassen und auch die Tages-Öffnungszeiten nicht weiter auszuweiten, hieß es. (Oona Kroisleitner, APA, 4.5.2016)