Bild nicht mehr verfügbar.

Peschmerga-Kämpfer in Tuz Khurmato, Irak

Foto: REUTERS/Goran Tomasevic

Erbil/Stuttgart – Die radikalislamische IS-Miliz hat nördlich ihrer irakischen Hochburg Mossul mehrere Kurden-Stellungen angegriffen. Es handle sich um die größte Offensive der Extremisten seit Monaten, sagte der Generalsekretär der kurdischen Peschmerga-Einheiten, Jabbar Jawar, am Dienstag. Die Kämpfe dauerten an.

US-Verteidigungsminister Ashton Carter sagte vor Journalisten in Stuttgart, ein Angehöriger der amerikanischen Eliteeinheit "Navy SEALs" sei bei Kämpfen in der Nähe von Erbil getötet worden. Militärkreisen zufolge wurden IS-Angriffe auch aus Gebieten rund 40 Kilometer westlich von Erbil gemeldet, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Irak.

Stellungen überrannt

Der Chef der christlichen Verteidigungskräfte von Ninewe, die an der Seite der Peschmerga kämpfen, sagte, ihre Stellungen seien vom IS im Morgengrauen überrannt worden. Anschließend hätten die Islamisten sogar vorübergehend den Ort Tel Askof 20 Kilometer nördlich von Mossul besetzt. Der IS habe bei seinen Vorstößen viele Selbstmordattentäter eingesetzt. Erst mit Hilfe von Luftangriffen der US-geführten Anti-IS-Koalition seien die Angreifer zurückgedrängt worden.

In der Regel gelingt es den IS-Kämpfern selten, die Linien der Peschmerga zu durchbrechen. Vielmehr gerieten die Extremisten im Norden und Westen des Irak zunehmend in die Defensive. Der IS hatte Mossul im Sommer 2014 erobert.

UNHCR erwartet zehntausende Flüchtlinge

Die irakische Armeeoffensive um die Jihadistenbastion Mossul könnte nach Befürchtung der Vereinten Nationen zehntausende Menschen in die Flucht treiben. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bezifferte die Zahl der für die kommenden Wochen erwarteten Flüchtlinge am Dienstag auf bis zu 30.000, sollte die gegenwärtige Offensive anhalten.

Seine Schätzung stützte das UNHCR auf die Beobachtung, dass seit Beginn der Offensive im März verstärkt Zivilisten aus der Kampfregion geflohen sind. Hinter der Militäraktion stehen irakische Regierungstruppen und kurdische Kämpfer, unterstützt werden sie von US-Einheiten. Die Offensive richtet sich gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), unter deren Kontrolle die Millionenstadt Mossul seit zwei Jahren steht. Derzeit stehen die Streitkräfte rund 50 Kilometer südlich von Mossul.

Nach Angaben des UNHCR hat das Flüchtlingslager in Debaga bereits 8.000 Schutzsuchende aus der Region aufgenommen. Wegen der "wachsenden Zahl vertriebener Familien" sei nun ein Fußballplatz zum weiteren Flüchtlingslager umfunktioniert worden, erklärte die UN-Organisation. Diese Maßnahme solle die Überbelegung lindern.

In der Großstadt Mossul könnten Schätzungen zufolge eine Million Menschen leben. Seit Beginn des Vorrückens des IS vor zwei Jahren sind rund 3,4 Millionen Menschen im Irak aus ihren Häusern geflohen. Hilfsorganisationen fürchten ebenfalls, dass eine Regierungsoffensive zur Rückeroberung Mossuls massive weitere Flüchtlingsbewegungen in Gang setzen könnte. (APA, Reuters, 3.5.2016)