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E-Bikes treffen den Nerv der Zeit – und den Geschmack von Königen. Konkret jenes des niederländischen Königs Willem Alexander (im Bild mit einem Rad von Gazelle).

Foto: EPA / Robin van Lonkhuijsen

Wien – Die urbane Begeisterung für elektrische Fahrräder ist beim Radshop Bike+More an den Absatzzahlen ablesbar: Rund 40 Prozent der verkauften Räder des Wiener Radhandels sind E-Bikes. Das Publikum werde jünger, die Zielgruppe breiter, sagt Mitarbeiter Lukas Burger.

Vor allem als Transportmittel für den Weg zur Arbeit erfreuten sich die akkubetriebenen E-Bikes großer Beliebtheit: Im Gegensatz zum konventionellen Fahrrad kommt man mit dem E-Bike auch bei widrigen Wetterverhältnissen und Gegenwind ohne große Anstrengung flott voran. Der Akku unterstützt den Fahrer, ohne ihm das Treten völlig abzunehmen.

Anzugtauglich

"Wenn man im Anzug unterwegs ist, will man schnell, aber nicht verschwitzt zur Arbeit kommen", sagt Burger. Für Berufstätige sei das E-Bike daher optimal. Das Wiener Fahrradnetz sei zudem nun besser ausgebaut, was den Umstieg von öffentlichen Transportmitteln auf das (Elektro-)Fahrrad erleichtere.

Einen Beitrag zum E-Bike-Fieber leistet seit kurzem die Mobilitätsagentur der Stadt Wien. Während der sanierungsbedingten Sperre der U4 bis September werden bei der U-Bahn-Station Hietzing und ab 2. Juli bei der Station Schönbrunn kostenlose Radchecks, videoüberwachte Radabstellanlagen, E-Bikes und Falträder zum kostenlosen Ausprobieren angeboten.

Städtische Kostproben

Derzeit stehen etwa zehn E-Bikes zur Verfügung – "bei Bedarf werden wir aber weitere anschaffen", sagt Daniel Böhm von der Mobilitätsagentur. "Das E-Bike stellt eine gute Möglichkeit dar, den Schienenersatzverkehr zu umgehen, mit der man außerdem alle Alters- und Zielgruppen anspricht."

Auch ältere Personen und jene, denen Radfahren in der hügeligen Gegend abseits des gut ausgebauten und flachen Wienfluss-Radwegs normalerweise zu anstrengend ist, seien von den Elektrobikes sehr angetan. Fahrradhändler Mikko Stout, dessen Radshop ein Stück niederländische Radkultur nach Wien bringt, berichtet bereits von ersten Kunden, die angeben, sich wegen der U4-Sperre nach einem E-Bike umzusehen.

Mehr als 77.000 E-Bikes

Die Zahl der elektrisch betriebenen Räder steigt – und das nicht nur in Wien. 2015 wurden laut Angaben des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster (VSSÖ) mehr als 77.000 E-Bikes verkauft – bei einem Volumen von insgesamt rund 390.000 Fahrrädern. Fast jedes fünfte verkaufte Fahrrad in Österreich ist also mittlerweile ein Elektrofahrrad. Im Vorjahr war es erst jedes achte.

Für das laufende Jahr erwartet Fred Schierenbeck, Sprecher der Arge Fahrrad, dass der Anteil der E-Bikes weiter wächst. Rund ein Viertel des Radmarkts werden sie seiner Einschätzung nach heuer ausmachen. "Das E-Bike ist in der breiten Bevölkerung angekommen, der Status als Seniorenfahrzeug längst überwunden", sagt Schierenbeck. Zudem habe sich der Einsatzbereich stark vergrößert, das Elektrofahrrad sei "sportlicher geworden". Denn auch im Sport- und Freizeitbereich sind elektrische Räder, für die man im Fachhandel zwischen 2.000 und 3.000 Euro hinlegen muss, groß im Kommen.

Mit Motor auf den Berg

Laut VSSÖ sind E-Mountainbikes ein stark wachsendes Segment des Fahrradhandels. Die Vorteile eines E-Fahrrads in der Natur und in gebirgigem Terrain liegen auf der Hand: Lange Distanzen werden locker zurückgelegt, Steigungen mühelos überwunden, hohe Geschwindigkeiten können leichter erreicht werden.

Die österreichische Tourismusbranche, die von jeher auf Radtourismus setzt, ist längst auf die elektrische Trendwelle aufgesprungen. Die Infrastruktur wird laufend ausgebaut, E-Bike-Verleihstellen und Akkuladestationen schießen aus dem Boden.

Oberösterreich träumt gar davon, die führende E-Bike-Destination am Wasser innerhalb Europas zu werden. Der Trend zum E-Bike eröffne "zukünftig enorme Chancen, zusätzliche Gäste anzusprechen", hieß es jüngst in einer Pressekonferenz von Oberösterreich Tourismus. Ein erster Schritt in diese Richtung soll eine strategische Kooperation mit dem Innviertler Radhersteller KTM sein. (Elena Pramesberger, 3.5.2016)