Erst initiieren, dann konzipieren: In die Pläne für ein Sportprojekt in der Seestadt Aspern kommt langsam Bewegung. Der Baukonzern Porr dürfte mit Töchtern in die Planung involviert sein.

Foto: Robert Newald

Ein Screenshot der Website von vergangener Woche.

Screenshot: Der Standard

Wien – Fast zwei Jahre lang waren die Pläne für das riesige Spitzensportprojekt auf aspern-sports-area.at öffentlich abrufbar. Auf 160.000 Quadratmetern sollte in der Seestadt Aspern ein in Österreich beispielloses Kompetenzzentrum entstehen, das Spitzensport, universitäre Forschung, Wissenschaft und Sportmedizin bündeln sollte. Die Rede war von zahlreichen Sportstätten für Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Turnen und zahlreiche andere Sportarten. Ein überdachtes 50-Meter-Schwimmbecken sollte entstehen, eine (in Wien schmerzlich vermisste) Multifunktionshalle war geplant.

Weitere Highlights des Privatprojekts: ein Universitätsgebäude samt Forschungszentrum und sportmedizinischen Einrichtungen sowie ein 28-stöckiges "Haus des Sports", in dem Verbände wie der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) eine Heimat finden sollten – DER STANDARD berichtete.

Seit einigen Tagen sind alle Pläne von der Website verschwunden. "Hier entsteht etwas Großes für den österreichischen Spitzensport", heißt es dort nur noch puristisch. Was nach einem Scheitern der visionären Pläne aussieht, könnte auch ein kleiner Schritt nach vorne sein. Denn nach Informationen des STANDARD hat sich der Baukonzern Porr – mit Tochterfirmen – der Sache angenommen. Eine ordentlich abgespeckte und adaptierte Umsetzung des einstigen 200-Millionen-Euro-Projekts dürfte überlegt werden.

Flächen in der Seestadt reserviert

Aber der Reihe nach: Hinter der Entwicklung des Vorhabens steckt die Privatstiftung Aspern Sports Area (ASA). Anwalt Nikolaus Vavrovsky, einer der drei Vorstände, bestätigte im November, dass man "mit einer nationalen Investorengruppe in Endverhandlungen" sei. Der Entwurf eines Kaufvertrags würde auf dem Tisch liegen. Seither blieben sämtliche Anfragen an Vavrovsky aber unbeantwortet.

Cornelia Mayer, neue Pressesprecherin der ASA, sagte dem STANDARD, dass man beim Projekt Aspern Sports Area "in der Initiierungsphase" sei, "welcher die Konzeptionierungsphase mit einer Dauer von voraussichtlich ein bis eineinhalb Jahren folgen wird". Flächen in der Seestadt Aspern seien bis Ende Juni 2017 reserviert, eine Verlängerung der Optionsvereinbarung sei bis Mitte 2018 möglich.

Projektareal 100.000 Quadratmeter

Das Projektareal wird mit rund 100.000 Quadratmetern angegeben – 60.000 weniger, als der ursprüngliche Plan vorsah. Welche privaten Spitzensportprojekte nicht mehr verfolgt werden, wollte Mayer nicht sagen. Die nun von der Website verschwundenen Angaben seien jedenfalls "veraltet", selbiges gelte für Grafiken und Infofolder. Die Frage des Investors sei noch nicht geklärt.

Als Geschäftsführer der zuständigen ASA Projektentwicklung GmbH ist Herbert Gschwindl eingetragen, Leiter des gleichnamigen Verkehrsunternehmens. In dessen Firma heißt es aber, dass seit Februar Wolfgang Kainzmeier neuer Geschäftsführer der GmbH ist. Kainzmeier ist auch Prokurist der Porr Beteiligungen und Management GmbH – und war zuvor als Projektentwickler bei Strauss & Partner zuständig.

Laut ASA sind über die Projektentwicklung-GmbH sowohl die Strauss & Partner Development GmbH, eine Tochter der UBM AG, als auch die Porr Beteiligungen und Management GmbH an Bord. Bei Strauss & Partner war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Über mögliches Investitionsvolumen und Budget wollte die ASA noch keine Aussagen treffen.

Bund und Stadt Wien nicht involviert

In das noch geheimnisvolle private Projekt sind Bund und Stadt bislang praktisch nicht eingebunden. Pläne, das bestehende "Haus des Sports" nach Aspern zu übersiedeln, gebe es nicht. Auch die Stadt Wien kann nichts Neues über die Aspern Sports Area berichten, heißt es aus dem Büro von Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Dabei hat die Stadt selbst aktuell keine Großprojekte für Sportanlagen geplant.

Das angekündigte Schwimmsportzentrum – bereits seit längerem mit einer Hälfte-Finanzierungszusage des Bundes in Höhe von sieben Millionen Euro ausgestattet – sei in der Prioritätenliste "nicht vorne" gereiht, heißt es. Stattdessen werde der Eisring Süd in Wien-Favoriten saniert und eine Sport-und-Fun-Halle gebaut. (David Krutzler, 1.5.2016)