Rom – Wegen des Verdachts der Zeugenbeeinflussung wird sich der italienische Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi wohl erneut der Justiz stellen müssen – und zwar gleich vor sieben Gerichten. Dies entschied eine Mailänder Richterin am Freitag. Insgesamt müssen sich 34 Verdächtige, darunter 21 junge Frauen, wegen Korruption und Falschaussage im Zusammenhang mit der sogenannten Ruby-Affäre verantworten.

Jede Anklage solle dort behandelt werden, wo der mutmaßliche erste Fall stattfand, entschied die Richterin nach einer Voranhörung. Die Justiz in Mailand soll sich demnach mit dem Großteil der Vorwürfe beschäftigen. Die Gerichte in Monza, Pescara, Rom, Siena, Treviso und Turin behandeln jeweils Einzelfälle. Der 79-jährige Berlusconi selbst soll vor jedem Gericht erscheinen, was seinen Anwalt bereits zu der Äußerung brachte, er müsse wohl neue Verteidiger engagieren.

Bei der neuerlichen Justizsaga geht es einmal mehr um die Marokkanerin Karima al-Mahrough alias Ruby. Berlusconi soll bei ausschweifenden Partys gegen Bezahlung Sex mit Ruby gehabt haben, als diese noch minderjährig war. Später soll er sein Amt als Regierungschef missbraucht haben, um Ruby aus dem Polizeigewahrsam freizubekommen. Im vergangenen Jahr wurde er aber in letzter Instanz von den Vorwürfen der Förderung von Prostitution Minderjähriger und des Amtsmissbrauchs freigesprochen.

Allerdings erhärtete sich später der Verdacht, dass Berlusconi Ruby ein Schweigegeld in Höhe von sieben Millionen Euro zahlte. Alles in allem sollen sie sowie andere junge Frauen zehn Millionen Euro erhalten haben – in Form von Bargeld, Geschenken, Autos, Übernachtungen, Rechnungen und Arztkosten. (APA, 29.4.2016)