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E-Sport füllt bereits ganze Hallen.

Foto: ap/Jacques Brinon

Soll E-Sport als Sportart anerkannt werden? Vergangene Woche trafen sich zum ISPA Forum 2016 in der Sky-Lounge der Universität Wien Experten aus verschiedensten Bereichen, um über die aktuelle Situation und Zukunft des E-Sports zu diskutieren.

Diese Frage betrifft nicht nur das Ziel, E-Sport eventuell auch einmal zur olympischen Disziplin zu machen, sondern hat auch mit dem Werbewert und TV-Rechten zu tun. "Im allgemeinen Bewusstsein würde man nicht von Sport reden", meint etwa Dr. Dominik Batthyány, Leiter des Instituts für Verhaltenssüchte an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien, allerdings gebe es auch viele Sportarten, die wenig mit Bewegung zu tun haben.

Schachvergleiche

Michael Bister, Head of Pro Gaming Germany, ist für die Organisation aller professionellen Turniere und der Electronic Sports League zuständig und bezieht sich ebenfalls auf den Vergleich mit Sportarten wie Schach, die auch anerkannt werden. Spiele wie "League of Legends" oder "StarCraft 2" seien nichts anderes, nur dass die rundenbasierte Einschränkung aufgehoben und schnellere Reaktionen nötig seien. Game-Designerin Lea Schönfelder erwähnt aber, dass die Anerkennung als Sportart primär durch die Gesellschaft erfolgen müsse, weshalb man etwas "aus der Hardcore-Gamer-Nische herauskommen" sollte.

Ab wann ist man E-Sportler?

Auch die Frage, ab wann man denn eigentlich nicht mehr Computerspieler sondern E-Sportler ist, wurde gestellt. Für Bister ist alles E-Sport, bei dem man sich kompetitiv beweisen will. Auch Mag. Alex Pfeiffer, Zentrumsleiter für Angewandte Spieleforschung an der Donau Universität Krems, plädiert dafür, professionelle Spieler als Sportler zu bezeichnen und gibt eine Denkaufgabe mit: "Ab wann wird ein Ball zum Fußball? Genau ab dem Zeitpunkt, an dem ein Spiel zum E-Sport wird".

Generell herrscht der Konsens, dass man E-Sportler ist, wenn man sich als E-Sportler fühlt und sich gegen andere misst. Wobei hier neben Amateur-Spielern auch die Profis gemeint sind. Die Streamerin Julia "MissRage" Kreuzer erklärt etwa, vier Mal die Woche mit einem Coach zu trainieren.

Einfluss auf junge Spieler

Einig ist man sich aber auch, dass E-Sport eine große Wirkung auf junge Menschen hat. In Asien werden berühmte Spieler wie Rockstars verehrt, auch in Europa füllen E-Sport-Events bereits Hallen und Stadien. Genau dies könne sich aber auch problematisch auswirken, warnt Batthyány, denn da man immer mehr von gut verdienenden Spielern höre, komme es schon vor, dass Jugendliche aus dieser Hoffnung heraus die Schule abbrechen.

Dabei spielen viele E-Sportler vor allem parallel zu ihrem Bildungsweg, erwähnt Bister. Dass viele E-Sportler mit Ende 20 bereits aufhören, liege nicht nur an fehlenden Reaktionen im Millisekundenbereich, sondern auch daran, dass ihr Studium zu Ende ist und sie mit einer Arbeit anfangen.

Spielen wirkt sich auch auf die Sprache der Jugendlichen aus. Pfeiffer erzählt eine Anekdote von seiner Frau, die als Lehrerin tätig ist. Eines Abends hätte sie bei Teamspeak mitgehört, wie man sich eines unfairen Spielers entledigen wollte und daraufhin gemeint, dass sie jetzt wüsste, warum die Schüler "ich reporte dich" sagen würden, wenn sie jemanden melden wollten.

E-Sport in Österreich

Auch zur Situation in Österreich ist man sich halbwegs einig. Zwar sehe man mit Freude, dass auch hier die Szene bereits am Kommen ist und auch Lokale existieren, in denen E-Sport-Events gesehen werden können, allerdings ist noch viel zu tun.

Kreuzer erwähnt etwa, dass sie extra umziehen hätte müssen, da es in Klagenfurt nur sechs Straßen mit Glasfaserkabel geben würde und ihr Ping bei Spielen daher zu schlecht für professionelles Gaming gewesen wäre. (Florian Schmidt, 29.4.2016)