Wien – Sein Besuch in Wien stimme ihn optimistisch, sagt Sergej Cheremin. Zahlreiche heimische Unternehmen hätten Interesse an Russland bekundet. Gastgeber des "Forums mit der Stadt Moskau" war einmal mehr die Wirtschaftskammer. In guter alter Tradition, war doch vor zwei Jahren Präsident Wladimir Putin zu Gast. Dazwischen gab es viel hohen Besuch zwischen Moskau und Wien. Trotz EU-Sanktionen und auch dank des umstrittenen OMV-Gazprom-Deals. Etwas weniger emsig wird zwischen den beiden Ländern gehandelt. Der Handel mit Russland ist im Vorjahr um fast 40 Prozent eingebrochen.

Doch Moskau ist ein Kapitel für sich. Die russische Hauptstadt ist eine der am schnellsten wachsenden Metropolen. Trotz Krise. Die Stadt will kräftig investieren: in mehr Lebensqualität, öffentlichen Verkehr, die Neunutzung ehemaliger Industriezonen. Da sind auch ausländische Investoren gerne gesehen. Deswegen ist Cheremin auch in Wien. Dass die Österreicher ihr Engagement in Russland allenfalls zurückfahren, zeuge von Weisheit, so der Minister der Stadtregierung.

"Würden sie gehen, nähmen sofort chinesische oder südkoreanische Unternehmen ihren Platz ein." Dass sich Österreichs Politik und Unternehmen trotz Sanktionen die engen Geschäftsbeziehungen nicht verderben lassen, sei "vernünftig".

Dass in Wien nicht alles eitel Wonne ist, spricht sich aber auch nach Moskau durch. Probleme, vor denen Österreich durch die Zuwanderung stehe, habe Moskau mittlerweile gelöst, so Cheremin. "Wir haben vor einem Jahr für Arbeitsmigranten Gebühren von rund 90 Euro eingeführt. Sie müssen uns bezahlen." Ankömmlinge müssen zuallererst zum Migrationszentrum, sich registrieren lassen, Sprachkenntnisse vorweisen und Gesundheitschecks hinter sich bringen. Ab dann dürfen sie auch legal arbeiten.

Das Geld werde für Sozialleistungen wie Versicherung oder medizinische Versorgung verwendet, die Bilanz sei ausgeglichen. "Die Leute verstehen, dass sie einen Beitrag leisten müssen, um hier zu leben. Das funktioniert. Die Zahl der Ankommenden sinkt." 1,2 Millionen Menschen seien im vergangenen Jahr gekommen, schätzt Cheremin. Offiziell zwölf, inoffiziell 15 Millionen Einwohner hat Moskau. Wie viele illegal ins Land kommen, darüber gibt es allerdings keine validen Zahlen, auch wenn es in Moskau heißt, man habe die illegale Migration nun im Griff.

Viele Arbeitsmigranten kommen aus den zentralasiatischen Staaten. Man trifft sie als Putztrupps, Taxifahrer oder Bauarbeiter. Und als solche seien sie auch weiter willkommen, sagt Cheremin. "Moskau hat hohen Bedarf an Arbeitskräften, vor allem im Niedriglohnsektor." Die Arbeitslosigkeit liegt bei 1,3 Prozent. Was auch damit zu tun haben mag, dass die Arbeitslosenunterstützung sehr gering und ihr Erhalt mit einem Kraftakt vergleichbar ist. (Regina Bruckner, 29.4.2016)