Die Facebook-Freunde freiheitlicher Politiker sorgen für Aufregung.

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Eine Schnittstelle zwischen Identitären, Freiheitlichen und bekannten Neonazis fand sich bis vor kurzem auf Facebook. Dort war ein Profil mit dem klar antisemitischen Namen "Itzak Wucherfil Shekelsteyn" angemeldet, das vor rechtsextremen und judenfeindlichen Anspielungen strotzte – und zahlreiche hochrangige freiheitliche Politiker zu seinen Freunden zählte. In der öffentlich einsehbaren Freundesliste, die rund 130 Personen umfasst, fanden sich etwa der Nationalratsabgeordnete Andreas Karlsböck sowie Dominik Nepp, Klubobmann der FPÖ Wien. Auch der verhinderte Stadtschulratsvizepräsident Maximilian Krauss, der Wiener Gemeinderat ist, war mit "Shekelsteyn" befreundet.

Identitäre und Freiheitliche

Auf Anfrage des STANDARD zeigt sich Krauss schockiert. "Ich bin wirklich entsetzt", sagt Krauss, der mit seinem privaten Profil mit "Shekelsteyn" verbunden war. Er bekomme täglich rund 30 Freundschaftsanfragen, die er und sein Team "eigentlich streng" überprüften. Er vermutet, dass sich jemand mit unauffälligem Profilbild und Namen mit FPÖ-Politikern angefreundet habe, und das später geändert habe. Aus der FPÖ Wien hieß es, dass keiner der Angeführten "wissentlich" mit einem Profil dieses Namens befreundet war. "Wären unseren Mandataren antisemitische Meldungen aufgefallen, hätten sie die Facebook-Freundschaft sofort beendet", so eine Pressesprecherin. Auch sie vermutet eine Umbenennung nach Annahme der Freundschaftserklärung. Neben den FPÖ-Politikern findet sich auch die Führungsriege der rechtsextremen Identitären-Bewegung in Österreich unter "Shekelsteyns" Freunden.

Öllinger: "Keine Zweifel"

Laut dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands zeigt der Name des Profils "auf neonazistische Hintergründe". Die "antisemitische Namensdemagogie und Sprachverhunzung" sei von den Nazis "auf die Spitze der Häme und Verächtlichmachung" getrieben worden. Der grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger, der das Profil mit der Initiative "Stoppt die Rechten" entdeckt hatte, sieht "keine Zweifel", dass es sich bei dem Profilbetreiber um einen "Antisemiten" und "ziemlich extremen Rechten" handle. "Die, die mit ihm befreundet sind, haben jetzt echt einen Erklärungsbedarf. Vor allem sollten sie nicht die üblichen Ausreden benutzen – etwa 'der ist mir hineingerutscht' –, sondern den Namen des Profilinhabers offenlegen", sagt Öllinger. Nachdem DER STANDARD die betroffenen Politiker wie auch das Facebook-Profil um eine Stellungnahme gebeten hat, wurde das Konto übrigens gelöscht. (fsc, 28.4.2016)