Schnee auf Tischen könnte dank Außenheizungen in Winterschanigärten der Vergangenheit angehören.

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Die vier Varianten der Wiener Stadtregierung.

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Wien/Graz/Linz – In seltener Einigkeit haben sich am Mittwoch Bezirkspolitiker der Wiener Innenstadt von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grünen und Neos gegen den Plan der rot-grünen Stadtregierung gestellt, die Schanigartensaison auszuweiten. Die City hat zwar nur 16.000 Bewohner, bei diesem Thema aber ein gewichtiges Wort mitzureden: Schließlich finden sich im ersten Bezirk 440 Schanigärten, was fast einem Viertel der 1800 Schanigärten in ganz Wien entspricht.

"Die Gastronomie macht sehr viel Druck", sagt Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP), der sich klar gegen "Ganzjahres-Freiluftschenken" ausspricht. Derzeit gilt eine dreimonatige Wintersperre von Anfang Dezember bis Ende Februar. Mit der erwarteten Liberalisierung der Schanigartenregelung könnte laut Figl auch der Wildwuchs an Außenheizungen explodieren. Gerade in Zeiten des Klimawandels sei das Zeichen, "kalte Luft im Freien zu beheizen", aber fatal. Die Heizungen seien "extrem umweltschädlich".

Hoher Stromverbrauch

Ähnlich sieht das der grüne Klubobmann Alexander Hirschenhauser. "Es gibt zu viele Schanigärten, sie sind zu groß, sie sind uns im Weg. Es gibt viel zu viele Beheizungen. Und die Benutzungsgebühren sind viel zu niedrig." Hirschenhauser hat eine grobe Hochrechnung angestellt: Laut dieser verbrauchen die Innenstadt-Schanigärten so viel Strom wie 4000 Haushalte im Jahresdurchschnitt. Auch Bezirksvorsteher-Vize Daniela Ecker-Stepp (SPÖ) lehnt eine Ganzjahresöffnung ab. Sie bezeichnete Außenheizungen als "Stromfresser". Diese sollten entweder gar nicht oder nur dann erlaubt werden, wenn Gastronomen dafür hohe Abgaben abführen müssen.

Rot-Grün für Ausdehnung

Die rot-grüne Stadtregierung hat, anders als ihre Bezirksvertreter, aber nichts gegen eine Ausweitung der Außenbeheizung einzuwenden. Wie berichtet, lässt die zuständige Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) aktuell vier Varianten diskutieren. Bei allen Vorschlägen wird eine elektrische Beheizung – inklusive zusätzlicher Abgabepflicht – erlaubt.

Die Varianten reichen von einer sanften Erweiterung der Schanigartensaison mit wenigen Stehtischen und ohne Service bis zur ganzjährigen Öffnung – wobei für Dezember, Jänner und Februar höhere Gebühren fällig werden. Fragebögen wurden an alle Bezirksvorsteher, die betroffenen Dienststellen im Magistrat, Wirtschaftskammer (WK), Wirtschaftsagentur, Wien Tourismus und Wiener Linien verschickt. Die Abstimmung läuft bis 9. Mai, danach soll ein runder Tisch folgen. Laut Stadtregierung soll die Gesetzesnovelle noch im Herbst beschlossen werden. Gültig soll sie schon im kommenden Winter sein.

Sonderlösung für Bezirk erhofft

Die City-Politiker, darunter FPÖ-Klubobmann Georg Fürnkranz und Elisabeth Tanzer von den Neos, wollen keiner Stadt-Variante zustimmen. Figl wünscht sich eine Sonderlösung für den Bezirk: Ein Gesamtkonzept soll den Nutzungsdruck sowie die Bedürfnisse der Bewohner nach Freiraum unter einen Hut bringen. Laut dem Büro Brauner soll eine neue Schanigartenregelung aber für ganz Wien gelten.

Schanigärten kein Streitthema in Graz

In Graz sind Schanigärten kein politisches Streitthema. Da gibt es in der Innenstadt das ganze Jahr hindurch einige Schanigärten, etwa jenen vor dem Schubertkino sowie den Gastgarten des Maria Magdalena am Eisernen Tor und jenen des Café Schwalbennest. "Das sind alles Gastgärten, wo die Sonne hinscheint. Sie sind niemandem im Weg", erklärt der Leiter des Straßenamtes, Harald Hrubisek. Eine kurze Wintersperre gibt es nur von 15. November bis 1. Jänner in Teilen der Innenstadt. Dort deswegen, weil in der Adventzeit die Fußgängerfrequenz viel höher sei und es den meisten Menschen – trotz Heizschwammerln und Decken – ohnehin zu kalt sei.

Kürzere Saison in Linz

In Linz dürfen auf öffentlichem Grund nur vom 1. Mai bis 30. September Schanigärten errichtet werden, allein in der Innenstadt machen über 150 Gastronomen davon Gebrauch. Theoretisch gäbe es zwar die Möglichkeit, über die Betriebsanlagengenehmigung auch außerhalb dieses Zeitfensters Gastgärten zu errichten. Laut Angaben des Linzer Magistrats wird diese Option aber praktisch nicht genutzt. (David Krutzler, Markus Rohrhofer, Colette M. Schmidt, 27.4.2016)