Klagenfurt – Das Winterwetter hat am Donnerstag in Kärnten ein Todesopfer gefordert. Im Bezirk Wolfsberg geriet ein Lkw-Anhänger auf schneeglatter Straße ins Schleudern und prallte gegen das Auto eines 49-jährigen Wolfsbergers. Dieser erlitt tödliche Verletzungen. Am frühen Nachmittag waren landesweit noch immer knapp 6.000 Haushalte ohne Strom, die Verkehrssituation hatte sich indes beruhigt.

Mit 6.300 Masthühnern als Ladung war in den frühen Morgenstunden ein Kraftfahrer (48) aus dem Bezirk Wolfsberg auf der Umfahrung Bad St. Leonhard (Bezirk Wolfsberg) unterwegs, als er ins Schleudern geriet. Ein 49 Jahre alter Arbeiter, der dem Lkw entgegenkam, konnte nicht mehr ausweichen, der schleudernde Anhänger begrub das Auto förmlich unter sich, der 49-jährige starb noch an der Unfallstelle.

Massive Schäden am Stromnetz

Als massiv entpuppten sich auch die Schäden am Leitungsnetz des Energieversorgers Kelag. Am frühen Nachmittag waren noch immer an die 6.000 Haushalte ohne Stromversorgung. Man hoffe, bis zum Abend den größeren Teil davon wieder ans Netz zu bekommen, hieß es auf APA-Anfrage.

In der Stadt Klagenfurt waren die Aufräumarbeiten in vollem Gange, die Parks der Landeshauptstadt wurden aus Sicherheitsgründen ebenso gesperrt wie zahlreiche Radwege. Tausende Bäume wurden teils schwer beschädigt, die Arbeiten würden noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, wurde in einer Aussendung erklärt. Die für Samstag geplante Eröffnung des Strandbades in Klagenfurt wurde auf den 5. Mai verschoben, auch der Botanische Garten und der Archäologische Park am Magdalensberg werden später eröffnet als geplant. Ein für dieses Wochenende angesetzter Großflohmarkt im Stadtteil Viktring wurde gleich um zwei Wochen verschoben.

Schneefall am Mittwoch in Spittal an der Drau.
derStandard.at / privat

80 Zentimeter Neuschnee in Karawanken

In den Karawanken gab es nach Auskunft von Christian Stefan von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) 70 bis 80 Zentimeter Neuschnee. Die Wetterstationen auf der Pack und dem Loibl maßen 30 bis 40 Zentimeter. "Das ist für Ende April außergewöhnlich", so Stefan. Man habe nicht damit gerechnet, dass es im Zentralraum und östlich davon derart viel schneien würde. Die Schneefallgrenze sei etwas tiefer gesunken als vorherberechnet, daher sei so viel Schnee liegen geblieben. Für den Donnerstag rechnet Stefan lediglich mit einigen Millimetern Niederschlag, das Italientief sei bereits abgezogen.

Einsatzkräfte der Feuerwehr im Bezirk Deutschlandsberg am Mittwoch.
Foto: APA/BFVDL

Sperren von Zug- und S-Bahn-Linien

Die Verkehrssituation hat sich nach Auskunft der Polizei ein wenig beruhigt. Vor Fahrten in höhergelegene Gebiete ohne Winterausrüstung wurde aber ausdrücklich gewarnt, auf dem Loibl herrschte weiterhin Kettenpflicht. Schwieriger war die Situation für die ÖBB. Nachdem der Zugverkehr in der Nacht auf Donnerstag kurzfristig wiederaufgenommen werden konnte, musste die Südbahn in der Früh ebenso wieder gesperrt werden wie mehrere S-Bahn-Linien.

Grund war laut ÖBB-Sprecher Christoph Posch ein neuerlicher Stromausfall. "Wir haben auf der Südbahn zwischen St. Veit, Klagenfurt und Villach keine Stromversorgung." Im Gegensatz zum Mittwoch konnte aber ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden, kurz nach 9 Uhr war die Stromversorgung wiederhergestellt, der Zugverkehr wurde wiederaufgenommen.

Schnee am Mittwochmorgen in Fohnsdorf in der Steiermark.
Foto: privat

Kaum Schäden in Salzburg

Obwohl auch das Land Salzburg vom Wintereinbruch betroffen war und es bis in die Täler schneite, blieben die Schäden gering. Das Landesfeuerwehrkommando zählte am Mittwoch sieben Einsätze. Die Schneekettenpflicht auf der Katschbergstraße (B99) im Bereich Obertauern und über den Katschberg wurde am Donnerstag um 7 Uhr aufgehoben, hieß es von der Verkehrsleitzentrale.

In den Flachgauer Gemeinden Berndorf, Bürmoos, Elsbethen und Koppl mussten Feuerwehrleute umgestürzte Bäume entfernen, in St. Michael im Lungau, Hof bei Salzburg (Flachgau) und Wagrain (Pongau) wurden von der Straße abgekommene Fahrzeuge geborgen. Verletzt wurde laut den Einsatzkräften niemand. Der Salzburger Polizei lagen vorerst keine Schadensmeldungen wegen des Unwetters vor.

Auch im Bezirk Graz-Umgebung sorgte der Wintereinbruch im April für zahlreiche Einsätze.
Foto: APA/BFVGU ABSCHNITT 6

Wetter wird sich wieder beruhigen

Laut ZAMG sind am Mittwoch tatsächlich ungewöhnlich viele Schneemengen zusammengekommen. In Kärnten gab es derartige Neuschneemengen bis in die tiefen Lagen in der zweiten Aprilhälfte etwa zuletzt vor rund 30 Jahren. So lagen Ende April 1988 in Klagenfurt 15 Zentimeter Schnee und in Bad Eisenkappel 21 Zentimeter. In Bad Bleiberg lag der Schnee Ende April 1985 45 Zentimeter hoch. In den kommenden Tagen ist Schneefall aber kein Thema mehr, beruhigten die Experten.

Sonne am Freitag

Am Freitag scheint größtenteils die Sonne und am Nachmittag hat es zwischen zehn und 17 Grad. Am Samstag wird es noch eine Spur milder, mit Höchstwerten zwischen zwölf und 19 Grad. Dazu ist es am Samstag auch einigermaßen sonnig. Über dem Bergland und im Süden werden die Wolken im Laufe des Tages mehr, und einzelne Regenschauer sind möglich.

Am Sonntag überwiegen im Großteil Österreichs die Wolken und vor allem im Westen und Süden regnet es häufig. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 1.000 und 1.400 Meter. Im Norden und Osten Österreichs ziehen am Sonntag wahrscheinlich nur vereinzelt Regenschauer durch, und gelegentlich kann auch die Sonne hervorkommen.

Die Höchsttemperaturen liegen am Sonntag zwischen sieben Grad mit Regen im Bregenzerwald und 18 Grad mit etwas Sonne am Neusiedlersee. Ein markanter Wintereinbruch ist nicht mehr in Sicht. Im Laufe der kommenden Woche dürften die Temperaturen sogar auf frühlingshafte Werte steigen. (red, APA, 28.4.2016)