Hat gut lachen: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gibt sich nach dem Etappensieg von Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer freundlich, auch in Richtung Europa.

Foto: Heribert Corn

Norbert Hofers Profilbild auf Facebook zeigt ihn neuerdings staatsmännisch am Schreibtisch sitzend, als warte er bereits darauf, dass er seine Unterschrift unter die ersten Gesetze setzen darf. Auch das Titelbild, auf dem der blaue Präsidentschaftskandidat gemeinsam mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein vielleicht etwas zu freudiges Grinsen beim Händedruck unter Männern aufgesetzt hat, musste weichen.

"Demut" heißt die Hofer'sche Devise. Zur Illustration des "blauen Triumphs" wird das Bild nur noch auf der Website der Partei und dem Facebook-Profil des Chefs verwendet.

"Unsinnig und aberwitzig"

Auf die neuen Plakatsujets des FPÖ-Kandidaten musste man am Dienstag noch warten. In seiner ersten Pressekonferenz nach dem 35,3-Prozent-Sieg von Sonntag hatte Hofer anderes zu tun. Er übte sich in der Kunst, Konkurrent Alexander Van der Bellen anzugreifen, ohne ihn zu attackieren.

Das klingt bei ihm dann so: "Ich möchte vermeiden, dass es dazu kommt, dass die Menschen glauben, hier muss eine Spaltung erfolgen", das sei "völlig unsinnig und aberwitzig". Die Jungen Grünen und die Sozialistische Jugend sind dem Kandidaten ebenso ein Dorn im Auge wie manche Wortmeldung von der grünen Parteispitze. Hofer: "Meine Bitte ist, Aussagen zu vermeiden wie ,Österreich ist ein Schurkenstaat'." Dass Grünen-Chefin Eva Glawischnig den Satz auf Österreichs Rolle im Kampf gegen Geldwäsche gemünzt hat, erwähnt er nicht.

Er wolle mit positiven Botschaften für sich werben, sagt Hofer und freut sich demonstrativ über die "vielen Zusendungen", in denen ihm versichert werde, "im zweiten Durchgang bekommen Sie meine Stimme". Damit diesem Beispiel auch viele jener Wähler folgen, die mit der FPÖ sonst nichts am Hut haben, werfen sich Hofer und Strache vor der Stichwahl in Ausgehtracht: "Wir sind Europafreunde und gerade deshalb kritisch", heißt es bei Strache. "Ich werde den Nationalrat nicht anrühren. Finger weg vom Nationalrat!", schwört Hofer. "Wir sind die neue Mitte", träumt Strache. Und nur "weil ich ja vermute, dass die Nazikeule wieder geschwungen wird", lässt der Ehrenburschenschafter der Marco Germania, Norbert Hofer, vorsorglich wissen: "Das geht bei mir wirklich völlig daneben."

Zigaretten von VdB

Strache ortet gar einen "blanken Hass mancher Linken", er fordert Van der Bellen geschickt zur Mäßigung seiner Anhänger auf. Das muss bis auf weiteres reichen. Der Kritik am sympathischen Professor wird die liebevolle Anekdote beigemischt. Strache: "Ich habe nichts gegen Van der Bellen. Wenn mir früher die Zigaretten ausgegangen sind, war er immer für mich da. Und umgekehrt."

Einer, der ebenfalls immer da sein wolle, und zwar als "Schutzherr Österreichs", sei Norbert Hofer. Der werde nämlich, sollte er Präsident werden – und daran lassen die Blauen in ihrer Wortwahl ganz bewusst keinen Zweifel -, "die Arbeit der Regierung, wenn es notwendig ist, kritisch bewerten", sagt Strache.

Zur Beschreibung von Hofers Amtsverständnis borgt sich der blaue Parteivorsitzende justament den Slogan des einst von der ÖVP gestellten Hofburg-Chefs Thomas Klestil: "Macht braucht Kontrolle", bewirbt Strache den blauen Kandidaten, "der nicht einfach nur durchwinkt". Und der, so Europafreund Strache, gegen den Brüsseler "Bürokratiemoloch" auftritt. (riss, 26.4.2016)