Einmal nur "bad cop" spielen und einen vermeintlich schwachen EU-Partner aussperren ist für manche Regierungspolitiker in Wien schon eine ziemliche Versuchung gewesen. Auf die Griechen hauen und nach den Wählern schielen war schon eine rechte Abwechslung. Als Burgwächter der Festung Europa auf die Bühne springen, am Stacheldraht in Mazedonien patrouillieren und Griechenland groß mit dem Hinauswurf aus der Schengenzone drohen versprach schon großes Theater.

In Wählerstimmen ausgezahlt hat es sich halt nicht: weder für den Außenminister der ÖVP noch für den Kanzler der SPÖ und Kurzzeitfreund des linken griechischen Premiers. Geblieben ist von der Wiener Isolationspolitik gegen Griechenland einige Bitterkeit in Athen – und in Europa vor allem Überraschung über die Hemdsärmeligkeit österreichischer Diplomatie.

Nun wird wieder aufgeräumt. Griechenlands Außenminister kommt nach Wien und bringt die Botschafterin zurück. Anders ist es unter EU-Staaten auch nicht haltbar. Die Wertschätzung für Sebastian Kurz hält sich in Athen durchaus in Grenzen, doch die Politik ist schon weiter. Seit das Flüchtlingsabkommen der EU mit der Türkei in Kraft ist, steht Griechenland wieder als Akteur auf der Karte. Wenn der Besuch von Nikos Kotzias in Wien wenigstens dies vermitteln kann, ist schon etwas gewonnen: dass Europa nicht am Stacheldraht in Mazedonien endet. (Markus Bernath, 26.4.2016)