Change.org wird von Datenschützern heftig kritisiert.

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Die deutschen Big Brother Awards, die besondere Datenschutzverletzungen auszeichnen, gehen heuer an die Plattform change.org. Die Website ermöglicht es Nutzern wie Organisationen, Unterschriften für bestimmte Anliegen zu sammeln. Doch die Seite, die oft als ideales Tool für zivilgesellschaftliche Kampagnen betrachtet wird, sammelt selbst – und zwar Nutzerdaten. Change.org merke sich genau, welcher Nutzer welche Petitionen unterstütze, sagen die Initiatoren des deutschen Big Brother Awards. Die Analyse dieser Daten könne wiederum genaue Aufschlüsse über politische Ansichten der Nutzer geben.

IBM "gewinnt" mit hauseigenem sozialem Netzwerk

Datenschutztechnisch sei bei change.org "nichts im Lot", so die Jury. Die Seite halte sich nicht an gängige Standards. So können fremde E-Mails bei Petitionen eingetragen werden, die auch ohne Verifikationslink gültig sind. Außerdem ist die Verarbeitung der personenbezogenen Daten verboten, wenn es in den Bereich politischer Meinungsäußerungen geht.

Neben change.org wurde auch IBM mit dem Negativpreis ausgezeichnet. Der IT-Konzern hat, wie zahlreiche andere Unternehmen, ein hauseigenes soziales Netzwerk entwickelt, das Arbeitnehmern einen "Reputation Score" ausweist.

Geheimdienste und Verkehrsbetriebe

Zu erwarten waren die Preise für Bundesnachrichtendienst (BND) und Verfassungsschutz in Deutschland, auch Amazon galt im Bereich Arbeitsrecht als Favorit. Die Berliner Verkehrsbetriebe wurden für ihr E-Ticket, das auch Fahrgastdaten speichert und Bewegungsprofile ermöglicht, mit einem Award belohnt. Außerdem konnte sich die Generali-Versicherung "freuen", die im Bereich Verbraucherschutz wegen aus Datenschutzperspektive unmoralischer Boni-Angebote für Kunden ausgezeichnet wurde. Bei den österreichischen Big Brother Awards hatte im vergangenen Oktober übrigens die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gewonnen. (fsc, 25.4.2016)