Rot-blaues Land nun fest in blauer Hand
Im Eisenstädter Landhaus, wo man sich an Wahltagen normalerweise tummelt, sich zur ersten Hochrechnung in fototaugliche Jubelposen zu werfen, war es diesmal auffallend still. Man hat sich getummelt, wegzukommen vom Landhaus. Nur in der Raucherinsel des FPÖ-Klubs drängten sich die Wahlsieger. Aber selbst die waren weniger triumphalistisch als baff. "Mit dieser Deutlichkeit", sagt einer, "hat keiner von uns gerechnet."
Norbert Hofer, der Südburgenländer, der in Eisenstadt als FPÖ-Mandatar im Gemeinderat und im Landtagsklub als Direktor saß, kam im Burgenland auf 43 Prozent der Stimmen. "Sensationell", sagt FPÖ-Landeshauptmann-Vize Johann Tschürtz, "teils war er ja über der Absoluten."
Und wie: In seiner Heimatgemeinde Pinkafeld – eine aktuell rote Gemeinde, in der die FPÖ bei der Gemeinderatswahl 2012 auf gerade einmal fünf Prozent gekommen ist – erreichte Norbert Hofer 60,4 Prozent. Auf Platz zwei Alexander Van der Bellen mit 13 Prozent.
Natürlich war da auch so was wie ein Heimatbonus für Hofer zu lukrieren. Das so überdeutliche Wahlergebnis nicht nur hier erklärt sich aber wohl eher durch den Blick in andere Gemeinden. Im tiefroten Nickelsdorf kam der blaue Kandidat auf 43 Prozent, im ebensolchen südburgenländischen Heiligenkreuz auf fast 55.
Beide Gemeinden waren im vergangenen Jahr sogenannte Hotspots in der Flüchtlingskrise. Freilich: Die schwarze Landeshauptstadt Eisenstadt war das nicht, dort stimmten 36 Prozent für Hofer, 21 für Van der Bellen.
SPÖ und ÖVP streuen sich – genauer: den jeweiligen Bundesparteilern – Asche aufs Haupt. Der rote Landesgeschäftsführer Helmut Schuster liest aus dem Wahlergebnis heraus, "auf Regierungsebene muss sich was ändern, wir müssen endlich anpacken, was die Menschen bewegt".
Fast wortgleich sein schwarzes Pendant Christoph Wolf. Er plädiert "für eine radikale Änderung der Linie der Bundes-ÖVP. Es darf keine faulen Kompromisse mehr geben. Wir müssen wieder mehr Rücksicht darauf nehmen, was die Leute wirklich bewegt."
Zur Kritik gab es allen Grund. Im roten Kern-Landerl kam Rudolf Hundstorfer auf magere 17,5 Prozent (Schuster: "Bei der Landtagswahl war es umgekehrt, da sind wir mit 42 Prozent herausgegangen und die Blauen mit 15"), Andreas Khol erreichte knapp 13.
Genauso viel verbuchte Alexander Van der Bellen. Die grüne Landeschefin Regina Petrik hofft nun auf die Stichwahl, um ihren Landsmann Hofer doch noch zu verhindern, "der eine Linie der Spaltung fährt". (Wolfgang Weisgram)