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Norbert Hofer gewann den ersten Wahlgang. Am 22.Mai tritt er gegen Alexander Van der Bellen an.

Foto: reuters/heinz-peter bader

Jetzt ist das "freundliche Gesicht" also Kopf des Tages. Gegen die Weichzeichnung als blauer Softie hat sich FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer nie gewehrt – im Gegenteil. Das Wahlergebnis zeigt, dass sich das dezente Make-up für den ideologisch sattelfesten Parteistrategen, der maßgeblich am Programm und dem Handbuch freiheitlicher Politik feilte, ausgezahlt hat.

Mit mehr als einem Drittel der bis Sonntagabend ausgezählten Wählerstimmen liegt er sogar weit über den eigenen Erwartungen.

Dabei wollte der 45-jährige gelernte Flugzeugtechniker zunächst gar nicht so recht, fühlte sich zu jung für den Staatspomp. Und er wusste um sein größtes Manko: Norbert Hofer, bereits mit 24 Jahren Stadtparteiobmann in Eisenstadt, war bislang ein Unbekannter – selbst unter FPÖ-Anhängern.

Das wird sich ändern. Sicherheitshalber hat er den Job als Dritter Nationalratspräsident vorerst behalten. Seine Ehrenmitgliedschaft in der Pennäler-Burschenschaft Marko Germania (Hofer im STANDARD: "Österreich ist eine Nation, aber es gilt die Meinungsfreiheit") will er auch dann nicht zurücklegen, sollte er tatsächlich nach der Stichwahl am 22. Mai als erster Blauer in die Hofburg übersiedeln.

Auch privat stünde dem Burgenländer aus Pinkafeld ein Umzug bevor – samt Tochter Anni und seiner zweiten Frau Verena. Dass im Wahlkampf mit Ausnahme seiner Blutwerte fast alles öffentlich diskutiert wurde, stört Hofer nicht. Offenherzig bekannte er, er habe sich vor kurzem eine Glock zugelegt, und begründete das so: "Ich schieße einfach gerne."

Die Gehbehinderung, die er sich bei einem Unfall mit dem Paragleiter zugezogen hat, wurde tragendes Motiv im blauen Wahlkampf. Hofer sollte als einer positioniert werden, der sich nicht unterkriegen lässt. Ruhepausen sind im Terminkalender trotzdem stets fix verankert.

Über weite Strecken hatte auch Hofers kantige Seite Pause. Nur manchmal ließ der Strache-Vertraute durchschimmern, was er etwa von Flüchtlingen hält – jenem Thema, das sein Vorrücken in die Stichwahl wohl maßgeblich beeinflusst hat: "Invasoren" seien sie, manche von ihnen "bereit, dir den Kopf abzuschneiden".

Hofer und seine Blauen haben es sich in den Kopf gesetzt, den rechtlichen Spielraum des Präsidenten im Fall eines Hofburg-Einzugs weit aus zureizen. "Sie werden sich noch wundern", ließ er Moderatorin Ingrid Thurnher bei der ORF-Elefantenrunde wissen. (Karin Riss, 24.4..2016)