Wien – Die Auftraggeber des Radiotest – ORF, Kronehit und der Privatradio-Vermarkter RMS – fordern von GfK eine externe Überprüfung der Daten. "Auch wenn die Bemühungen der deutschen GfK-Geschäftsführung, die Vorfälle aufzuklären, positiv gesehen werden, ist es unumgänglich, die Daten durch ein unabhängiges Institut überprüfen zu lassen", teilten sie am Freitag in einer gemeinsamen Aussendung mit.

In einem ersten Schritt sollten die Daten aus dem Jahr 2015 und des ersten Quartals 2016 überprüft werden, in weiterer Folge auch jene aus den Jahren davor. Dies sei zur Wiederherstellung des Vertrauens für die gesamte Branche unbedingt nötig, heißt es in der Mitteilung.

ORF droht mit Vertragsausstieg

Der ORF droht GfK zudem in einer weiteren Aussendung mit einem vorzeitigem Vertragsausstieg. Der Vertrauensverlust in das bisher mit dem Radiotest beauftragte Institut sei nach den eingestandenen Unschärfen während der vergangenen Jahre für den ORF dermaßen groß, dass auch die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs aus dem laufenden Vertrag geprüft werde. Die überlegene Marktführerschaft der ORF-Radios sei hingegen ebenso wenig infrage gestellt wie die starke Gesamtstellung des Mediums Radio in Österreich.

GfK-Sprecher Jan Saeger erklärte, einer externen Prüfung offen gegenüber zu stehen. "Wir halten diese Forderung für nachvollziehbar und haben dies dem Kunden auch schon mitgeteilt", so Saeger. GfK Deutschland hat bereits für die derzeit laufende interne Untersuchung externe Spezialisten hinzugezogen.

Abweichungen von bis zu drei Prozent

Die Radiosender waren am Dienstag vom durchführenden Marktforscher GfK informiert worden, dass der Radiotest, mit dem die Werbepreise festgelegt werden, fehlerhaft ist. Nach aktuellem Stand geht es um den Zeitraum 2011 bis 2015. Laut den Privatradios sind vor allem die Reichweiten der ORF-Radios zu hoch ausgewiesen worden. Nach Angaben von GfK gibt es bei den Marktanteilen Abweichungen von bis zu drei Prozent. Der ORF erklärte heute, die ORF-Radios seien teilweise schlechter und teilweise besser dargestellt worden, allerdings ohne Details zu nennen.

Sowohl ORF als auch die Privatsender drohen GfK Austria mit Schadenersatzklagen. Der ORF hat bereits Anwälte beauftragt, mögliche Ansprüche zu prüfen. Diese würden "mit aller gebotenen Härte eingefordert", heißt es in der ORF-Aussendung. Bereits am Mittwoch war GfK-Austria-Geschäftsführer Alexander Zeh zurückgetreten. Für die Aufklärung der Manipulationen ist nicht die GfK Austria, sondern der deutsche Mutterkonzern in Nürnberg zuständig. (APA, 22.4.2016)